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Deutsche Marine
Nicht nur in der Luft ist bei Starts und Landungen an Deck volle Aufmerksamkeit gefragt
derländischen Luft- und Raumfahrtzen- trums zurückgreifen wolle. Dort wurde zusammen mit der niederländischen Marine eine zeitsparende Methode zur Festlegung der SHOLs entwickelt. Entstanden aus einer Kombination von Daten aus Windkanaltests und Flugver- suchen an Land, validiert durch Praxis- tests auf See.
Gute Vorbereitung ist alles: Einsatzprüfung vorab
Die Absprachen mit allen Beteiligten benötigten viel Organisationsgeschick und einige Vorlaufzeit. „Einer der kri- tischsten Punkte war, eines der raren Zeitfenster auf einem EGV zu ergattern, auf dem die Erprobung durchgeführt werden sollte“, erinnert sich ein Test- flugingenieur der Wehrtechnischen Dienststelle 61. „Zunächst war die FranK- Furt am main eingeplant – für September 2022. Das hat sich zerschlagen, und alles musste umgeplant werden“, ergänzt sein Kollege, ebenfalls Testflugingenieur der WTD 61. Nun wurden zwei Wochen auf der Bonn Anfang 2023 zugeteilt.
Im Vorfeld führte das MFG 5 eine vier- wöchige Einsatzprüfung zur operationel- len Reife des Systems durch: Zunächst eine Woche im sicheren Hafen, dann eine Woche an Deck des Einsatzgrup- penversorgers und zwei Wochen im Flugbetrieb. Die beiden Testpiloten der WTD 61 unterstützten dabei für einein- halb Wochen die Marine für den gemein- samen Erfahrungsaufbau.
Dummys als Ersatz
Ein Container voll Equipment wurde vom bayerischen Manching, dem Standort der WTD 61, an die Nordseeküste gebracht. Denn für Flugversuche wird ein reales Ein- satzszenario nachgestellt. „Das Gewicht des Hubschraubers bei den Testflügen muss dem vollen Einsatzgewicht entspre- chen“, erklärt einer der Testpiloten. Die- ses liegt zwischen 10 und 11 t und wurde unter anderem durch Crashtest-Dummys und 1,2 t Blei erreicht.
Gemeinsam an die SHOLs
Übernachtung an Bord eines Schiffes – kein Alltag für das sechsköpfige Test- team der WTD 61. Sie gehören für die Dauer der Erprobung zur Schiffsbesat- zung des EGV Bonn. Nach der täglichen Einweisung der Schiffsbesatzung folg- ten das Briefing für die Hubschrauber-
besatzung und die Besprechung für die Testflüge. „Die wichtigste Frage für uns am Morgen war immer, ob das Wetter für uns den Wind hergibt, den wir für unsere Tests benötigen“, erinnert sich einer der Testpiloten. In den nur fünf verfügbaren Erprobungstagen blies der Wind in allen erforderlichen Stärken. „Je nachdem, wel- cher Wind wo vorausgesagt war, mussten wir das entsprechende Seegebiet anfah- ren.“ Alle Erprobungsflüge erfolgten in enger Zusammenarbeit als „Viererteams“, immer ein Pilot und ein Testflugingenieur der WTD an Bord – zusammen mit einem Piloten und einem Bordmechaniker der Marine.
Aber was macht diese Landungen bei Wind so komplex und eben auch gefähr- lich? Die Piloten erklären: „Das Flugdeck liegt auch beim EGV ganz hinten – hinter den großen Schiffsaufbauten. Um diese strömt der Wind und verwirbelt dann dahinter. Genau dort, wo der Hubschrau-
14 Leinen los! 6/2023
Auch Dummys wurden zur Sicherheit angeschnallt
Foto: Bundeswehr WTD 61/Dominique Schneider
Foto: Bundeswehr WTD 61/ Dominique Schneider


































































































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