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Deutsche Marine
ber anfliegen und landen muss.“ Kursän- derungen des Schiffes sind zwar grund- sätzlich möglich, um dadurch die Wind- verhältnisse durch eine andere Lande- richtung zu vereinfachen. „Das geht aus vielerlei Gründen nicht uneingeschränkt, könnte man sicherlich im Friedensbetrieb und bei viel Zeit zumindest anstreben“, wissen die erfahrenen Piloten. „Aber wir müssen vom Einsatzbetrieb ausgehen. Und da kann es sein, dass man aus unter- schiedlichsten Gründen gar nicht manö- vrieren kann. Sei es, dass man im Verband unterwegs ist oder dass dadurch die Ope- ration gefährdet würde.“
Die bereits vorhandenen Orientierungs- markierungen auf dem Flugdeck des EGV BOnn
Mit den Erweiterungen soll zukünftig jeder EGV markiert werden
Welche Anflugverfahren sollten getestet werden?
„Anhand der Daten des Niederländi- schen Luft- und Raumfahrtzentrums wussten wir, ab welchem Bereich wir ansetzen mussten – ab wann es kritisch werden könnte. Und das ist das, was uns herausfordert, wozu wir ausgebildet sind“, so einer der beiden Testpiloten. Relevant waren drei Anflugverfahren, jeweils angeflogen von Steuerbord und Backbord: Anflug parallel zum Schiff – und dann in Höhe Landeplatz mit der Nase voraus quer aufs Schiff. Anflug und Landung schräg von hinten kommend. Oder von Beginn an Anflug quer zum Schiff „Insgesamt waren wir knapp 30
Beim Landeanflug ist Präzision gefordert
Stunden für die Erprobung in der Luft. Davon achteinhalb Stunden in der Nacht. Nachtlandungen sind“, ist sich die Besatzung einig, „die größte Her- ausforderung.“ „Draußen ist es schwarz. Pechschwarz. Wir haben unsere Nacht- sichtbrille auf und mit dem verstärk- ten Restlicht müssen wir uns orientie- ren“, berichtet ein Testpilot. „Ziemlich anstrengend, aber das gehört dazu. So sind wir bei 30 Flugstunden insge- samt 73-mal bei Nacht gelandet.“ Nach jedem Start und jeder Landung werden Abläufe, Messdaten und Landebedin- gungen genau dokumentiert.
Positiver Input für die Zukunft
Während der Kampagne wurden mit über 300 Landungen auf dem Flug- deck alle erforderlichen SHOLs erflo-
gen. Somit konnte festgelegt werden, in welchen die Grenzen sich die Marine- flieger für einen sicheren Bordbetrieb bewegen können. Die gesammelten Ergebnisse werden in entsprechende Vorschiften für den Flugbetrieb des NH-90 Sea Lion umgewandelt und die- nen auch als Grundlage für die spätere Ausbildung im Sea Lion. An Deck wur- den gleich Nägel mit Köpfen gemacht: Ein Testpilot der WTD 61 ergänzte zusammen mit einem der verantwort- lichen Marinepiloten eigenhändig die vorhandenen Orientierungsmarken auf dem Flugdeck des Einsatzgruppenver- sorgers. 7
* Petra Klinker ist Regierungsamtsrätin bei der Wehrtechnischen Dienststelle für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr (WTD 61) in Manching
Höchste Konzentration steht während der anspruchsvollen Nachtflüge an erster Stelle
Leinen los! 6/2023 15
Bundeswehr WTD 61/Dominique Schneider Foto: Bundeswehr WTD 61/Josef Rauchecker (2) Foto: Bundeswehr WTD 61/Jan Kleu