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Deutsche Marine
Kompakte Sache: Ein Techniker bereitet eine Sea Falcon für einen Testflug bei der Wehrtechnischen Dienststelle für Schiffe und Maritime Technologie und Forschung (WTD 71) in der Meldorfer Bucht vor
Dass die Bundeswehr Drohnen ein- setzt, ist bekannt. Weniger bekannt sind die Drehflügler des Systems UMS Skeldar V-200, die die Bundesrepublik Deutschland seit 2018 eingephast hat. DieSeaFalcongenanntenHubschrau- berdrohnen sind eine wichtige Aufklä- rungskomponente der Korvetten der BraunschWeig-Klasse (K 130). Bei kurzen Distanzen oder gefährlichen Lagen sind die Sea Falcons oft schneller und besser einsetzbar als herkömmliche Bordhub- schrauber. Mit Rotor ist die Sea Falcon nur 5,20 m lang, ohne Rotor sogar nur 4 m. Mit Landekufen 1,20 m breit (Rotor- durchmesser 4,60 m), bringt der kleine Drehflügler ein maximales Startgewicht von ca. 230 kg auf die Waage. Ein Zwei- takt-Zweizylinder-Reihenmotor (58 PS/ 42 kW) beschleunigt die Drohne auf bis zu 102 km/h (ca. 55 kn); die Dienstgipfel- höhe beträgt 3000 m.
Eye in the Sky
Sea Falcons sind unter Einsatzbedin- gungen an Bord in 10 Minuten einsatz- klar. Im Rumpf der Sea Falcon ist ein elektro-optischer Sensor verbaut, der
neben einem Laser-Entfernungsmes- ser auch Video- und Infrarotkameras beinhaltet. Eine nach vorne gerichtete Kamera ermöglicht es den Bedienern, in Flugrichtung zu sehen. An der Bedien- konsole hat man unwillkürlich das Gefühl, als säße man in der Drohne! Einen Radius von etwa 100 bis 150 km um die Korvetten kann die Sea Fal- con als „Eye in the Sky“ aufklären. Sie schließt damit die optische Lücke, die das Seeraumüberwachungsradar nicht abdecken kann. Eine genauere, vor allem visuelle Aufklärung und Identifizierung von Objekten auf der Wasseroberflä- che ist beispielsweise bei humanitären Einsätzen besonders wichtig. Was treibt im Wasser? Treibgut oder doch etwa ein Mensch? Und wer bevölkert die Decks eines einsamen Bootes auf hoher See? Piraten – oder harmlose Fischer? Es sind diese Differenzierungen, die weit außer- halb der schiffsgebundenen optischen Auffassungsreichweite liegen. Und für die man in der Vergangenheit den Bord- hubschrauber bemühen musste, mit den damit einhergehenden Kosten. Vor allem aber soll die Sea Falcon dem Geg- ner in die Karten schauen. Ob Stellun-
gen oder Bereitstellungsräume: Für eine effektive Bekämpfung bedarf es wert- voller Zusatzinformationen. Ob danach die bordeigenen Geschütze oder aber die weitreichenden See- und Landziel- LenkflugkörperRBS15Mk3–dieHaupt- waffe der Korvetten der BraunschWeig- Klasse – zum Einsatz gelangen, entschei- det sich auch anhand dieser Aufklärungs- ergebnisse.
Das bei der Deutschen Marine einge- führte Unmanned Aircraft System (UAS) besteht aus zwei Hubschrauberdrohnen nebst Kontrollstation mit einer Bedien- konsole, die in der Operationszen- trale (OPZ) an Bord aufgestellt werden kann. Weil in einem System zwei Droh- nen vorgehalten werden, gibt es jeder- zeit eine Reserve an Bord, sollte eine der beiden Drohnen flügellahm im Shelter stehen. Zu einem System gehören auch Rüstsätze, etwa für die Anschlüsse der Bedienerkonsolen oder Start- und Lan- desensoren für das Flightdeck der Kor- vetten. Zwei Bediener und zwei Techni- ker begleiten die Drohnen im Einsatz. Weil sich die Sea Falcon an Bord bewährt haben, plant die Marine die Beschaffung weiterer Systeme. 7
18 Leinen los! 6/2023


































































































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