Page 35 - LL 06/2023
P. 35

Marschblock VP-See auf der Stalinallee in Berlin am 1. Mai 1953
131 soll angeblich der sowjetische Bera- tungsoffizier, Kapitän 1. Ranges (KptzS) Wassiljew eingestiegen sein. Dessen Anwesenheit bestritt der Kommandant von 131, Unterleutnant zur See Pyplatz, 50 Jahre später.
Die 3. Gruppe, mit den R-Booten 511, 514 und 516, verließ um 15.45 Uhr Peene- münde mit Kurs Sassnitz. Gruppenchef war Leutnant zur See Bleyl. Ihm wurden Fahrzeuge des Bergungs- und Rettungs- dienstes zugeteilt, darunter der Hoch- see- und Bergungsschlepper Wismar, Reedeschlepper 926 (seiner 501) und das Boot lumme 923. Diese Schiffe patrouil- lierten an der Ostansteuerung Sassnitz. Die Operationszone der R-Boote verlief nordwestlich von Kap Arkona (Kriegers Flak) bis Adlergrund.
Als 4. Gruppe kamen Schulboote aus Parow an der Nordansteuerung von Stralsund zum Einsatz. Zu der von Kapi- tänleutnant Alfred Schneider befehlig- ten und der Flottenbasis Ost unterstell- ten Gruppe gehörten die Schulboote 915 Prenzlau und 914 FürstenBerg, das KS- Boot 912 und Logger 913. Das Operati- onsgebiet verlief unterhalb Dornbusch zwischen Tonne 2 und Tonne Gellen. Die 5. Gruppe unter Unterleutnant zur See Rades mit den KS-Booten 114, 132 und 135 bezog Position an der Tonne Osttief, nahe der Greifswalder Oie. Sie wurden am 19. Juni durch die KS-Boote 112 und 125 abgelöst und am 20. Juni von 2 R-Booten.
Die Besatzungen kannten die Situation im Land nicht. Sie liefen mit Verwun- derung über die ungewöhnliche Auf- gabenstellung aus. Das bestätigte der I WO auf dem KS-Boot 125, Joachim H. Rudek: „In aller Eile wurden Verpflegung und besonders Munition übernommen, die sonst nicht ständig an Bord war. Dann liefen wir aus auf die zugewiesene Posi- tion. Am Tage mussten wir ein- und aus- laufende Fahrzeuge kontrollieren. Der I WO setzte mit einem Schlauchboot über. Ich war bewaffnet und sah mir die vorgelegten Bücher an, ohne zu verste- hen, was ich tat. Niemand hat uns auf so eine Aufgabe vorbereitet. Also taten wir so, als ob wir wussten, was wir tun.“
Kontrolle Fischkutter
Der Marinechef befahl am 18. Juni, 14.02 Uhr: „Alle Sassnitzer volkseigenen Fischkutter kontrollieren. Anweisung an die Kutter erteilen, sofort in den nächs-
3. KS-Abteilung und R-Boot-Abteilung „einsatzklar“. Um 14.06 Uhr waren die 2. KS-Abteilung und das MLR 611 klar zum Einsatz, danach die 1. KS-Abteilung, Logger 931 ruden und Tanklogger 941 vilm. Der Flottillenchef meldete dem Chef des Stabes der VP-See um 14.15 Uhr die Herstellung der Sofortbereitschaft. R- und KS-Boote hatten mit „Bereit- schaftsstufe I“ Treibstoff, Öl und Was- ser gebunkert sowie Munition und Ver- pflegung übernommen. Der Chef der VP- See erteilte die Weisung zur Bildung von 5 Schiffsgruppen zu je 3 Fahrzeugen für den Küstensicherungsdienst in Seege- bieten der Hafenansteuerungen Wismar, Warnemünde, Stralsund, Sassnitz und in der Pommerschen Bucht (Wolgast). Die Besatzungen hatten den Auftrag, ein- und auslaufende Schiffe von DDR-Häfen zu kontrollieren, die Sicherheit seeseitig im Küstengebiet zu gewährleisten, Fluch- ten und das Eindringen von Provokateu- ren in See zu verhindern.
Die 1. Gruppe mit den KS-Booten 111, 121 und 122 lief um 15.47 Uhr mit Kurs Wismar aus. Für eine kürzere Fahrzeit war dem Gruppenchef Kapitänleutnant Pilling gestattet, nicht den Hauptschiff- fahrtsweg 1 zu befahren. Den Booten oblag die Kontrolle der Wismarer Bucht mit dem Seegebiet von der Ansteu- erungstonne Wismar, Tonne 4a bis 3 sm nördlich Tonne 4a. Die Boote tra- fen um 3 Uhr des 19. Juni im Gebiet ein. Ihr Anleger war der kleine Hafen Tarne- witz. Dort gab es weder Wasser- noch E-Anschlüsse. Diesel und Wasser wurden im Hafen Wismar getankt. Da die Was- sertiefe im Hafen Tarnewitz nicht bekannt
war, musste das erste einlaufende KS- Boot 122 (Tiefgang 1,60 m) ständig loten. Während 2 KS-Boote in See patrouillier- ten, lag das 3. im Hafen in Bereitschaft. Besatzungen nutzten die Zeit zum Baden am Ostseestrand. Eine rote Leuchtkugel galt als Signal für die Rückkehr innerhalb von 10 Minuten. Eine Probe ergab, dass auf die Männer Verlass war.
Cover der Zeitschrift Die Deutsche Grenzpolizei Mitte der 50er-Jahre
Oberleutnant zu See Weiss führte die 2. Gruppe mit den KS-Booten 124, 131 und 134. Sie legten kurz vor 16 Uhr mit Kurs Warnemünde ab. Sie hatte die Auf- gabe, am Hauptschifffahrtsweg 1, zwi- schen den Tonnen 7 und 12 auf Ost- West-Kurs pendelnd, den Patrouillen- dienst durchzuführen. Der Gruppenchef fuhr auf KS-Boot 134. Auf dem KS-Boot
Geschichte
Leinen los! 6/2023 35


































































































   33   34   35   36   37