Page 17 - Leinen los! 10/2025
P. 17

Insgesamt wurden in Deutschland eine Million, international drei Millionen Bücher des Romans „Das Boot“ in
18 Sprachen verkauft
August 1973 die Erstauflage von „Das Boot“. Schnell folgten weitere Auflagen im In- und Ausland, 1976 die Taschen- buchausgabe. Und wie bereits 1944, sorgte die „wirkungsvolle Sturmauf- nahme“ auf dem Titel für wirkungsvol- len Kaufimpuls. Nur fünf Jahre später, 1981, krönte das Motiv schließlich den Kino- und TV-Film „Das Boot“, den nun die Deutsche Post mit der Sonderbrief- marke aus der Reihe „Deutsche Fern- sehlegenden“ ehrt.
Sonderbriefmarke „Das Boot“
So taucht nach nunmehr 84 Jah- ren erneut ein Bildmotiv auf, das auf- grund des enormen Erfolges von „Das Boot“ in Roman- und Filmform zur wohl bekanntesten Ikone des U-Boot-Krie- ges geworden ist. Sowohl in Krieg wie auch Nachkrieg wirkte die „Sturmauf- nahme“ daran mit, dass die U-Boot- Waffen von Kriegs- und Bundesmarine stets über eine große Anzahl Freiwilli- ger verfügten. Der propagandamoti- vierten Begeisterung stand die reale Kehrseite des U-Boot-Krieges gegen- über, die sich in der „wirkungsvollen Sturmaufnahme“ schattengleich andeu- tet. Der Kommandant von U 572, Kapi- tänleutnant Heinz Hirsacker, wurde im
Frühjahr 1943 wegen „Feigheit vor dem Feind“ zum Tode verurteilt. Angst hatte ihn u.a. dazu gebracht, das KTB seines Bootes zu fälschen. Seiner Erschießung im Marineuntersuchungsgefängnis Kiel- Wik kam er durch Selbstmord zuvor, ein halbes Jahr später wurde sein Boot durch Wasserbomben versenkt. Unter den Männern im Turm der „wirkungs- vollen Sturmaufnahme“ vom 4. Novem- ber 1941 und der übrigen Besatzung von U 572 gab es keine Überlebenden. 7
Mensch.Schifffahrt.Meer.
Kapitänleutnant Heinz Hirsacker
Crew 34, beeindruckte der angehende Offizier durch überdurchschnittliche Aus- bildungsergebnisse. In Folge wurde der junge Leutnant zur See 1937 zur im Auf- bau befindlichen neuen deutschen U-Boot-Waffe beordert. Als 1. Wachoffizier diente er auf zwei Feindfahrten unter Kapitänleutnant Georg-Wilhelm „Vati“ Schulz (U 64 und U 124), bevor ihm im Sommer 1941 das Kommando über U 572 über- tragen wurde. Keine Versenkungserfolge auf den ersten zwei Fahrten und der frühzeitige Abbruch der Gibraltar-Durchquerung auf der dritten sorgten für mas- sive Kritik an seinem Kommando. In Folge ersuchte Hirsacker um Versetzung zu einer Zerstörer-Flottille, die ihm im Dezember 1942 gewährt wurde. Unterdes- sen war eine Untersuchung zu seinen insgesamt sechs weitgehend erfolglosen Feindfahrten mit U 572 eingeleitet worden. Im Kriegstagebuch verzeichnet fan- den sich Einträge wie „Maschinenschaden“ oder „Abbruch Feindkontakt“, die sich als Fälschungen herausstellten. Ganz offenbar war Hirsacker dem nervlichen Druck des „Angriff, ran, versenken!“ nicht gewachsen gewesen. Vor einem Mili- tärgericht in Paris wurde ein Gerichtsverfahren eingeleitet, das ihn wegen „Feig- heit vor dem Feind“ zum Tode verurteilte. Seiner Erschießung im Marineuntersu- chungsgefängnis Kiel-Wik kam er am 24. April 1943 durch Selbstmord zuvor. Ein Crew-Kamerad hatte auf seine Bitte hin eine Pistole eingeschleust. Kapitänleut- nant Heinz Hirsacker und Kapitänleutnant Oskar Kusch (U 154) waren die einzigen im Krieg zum Tode verurteilten deutschen U-Boot-Kommandanten.
Tagebuch Friedrich Grade
Oberleutnant (Ing.) Friedrich Grade, Leitender Ingenieur von U 96, führte auf seinen sieben Feindfahrten mit dem Boot ein geheimes privates Tagebuch. Im Gegensatz zum KTB nannte er darin Namen und Bootsbezeichnungen, was an sich strengstens verboten war. Bis 2016 behielt Grade seine Tagebü- cher für sich, bis er der Veröffentlichung des Tagebuches der 7. Feindfahrt von U 96 zustimmte. Seitdem erst wissen wir, welches Boot Lothar-Günther Buchheim am 4. November 1941 fotografierte. Als originalgetreuer Nachdruck wurde das private Tagebuch Grades 2023 anlässlich des 50. Jubiläums vom Roman „Das Boot“ erstmalig in einer Limited Edition nachgedruckt (Mittler, Hamburg). Wegen der großen Nachfrage wird es Mitte Oktober eine weitere, nach Verlagsangabe letzte „Limited Edition“ des Sachbuches „U 96 Realität und Mythos“ zusammen mit dem privaten Tagebuch Friedrich Grades der 7. Feindfahrt von U 96 geben.
Das Buch „Jäger im Weltmeer“ mit zahlreichem Fotomaterial von Bord des U-Bootes U 96 wurde im April 1944 veröffentlicht
Leinen los! 10/2025 17


































































































   15   16   17   18   19