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Deutscher Marinebund/DMA
Dr. Kristian Klinck richtet ein interessan- tes Grußwort an die Gäste
S.E. Per Thöresson informiert umfas- send über den geplanten NATO-Beitritt Schwedens
kurzen Blick zurück. Ähnlich wie bei uns in Deutschland wurde in Schweden nach dem Ende der Sowjetunion vor allem bei der Verteidigung gespart. Dies untermau- erte der Botschafter mit beeindrucken- den Zahlen. Auch die Wehrpflicht wurde ausgesetzt.
Unter dem Eindruck des völkerrechtswid- rigen russischen Einmarschs in die Ukra- ine haben nun Schweden und Finnland nach langen Jahren der Neutralität Mitte letzten Jahres offiziell den Antrag für eine NATO-Mitgliedschaft eingereicht. Alle 30 NATO-Mitgliedsländer haben diesen Antrag unterschrieben, sodass einer schnellen Aufnahme der Skandi- navier nichts im Wege zu stehen schien. Hier machte Botschafter Thöresson deut- lich, dass sowohl Schweden als auch Finn- land seit Jahren schon eng mit der NATO zusammenarbeiteten. Es wäre deshalb besser, wenn man davon spräche, dass die beiden skandinavischen Länder bünd- nisfrei waren.
Wohl mehr aus innenpolitischen Gründen und der anstehenden Wahl als aus sach- lichen Erwägungen blockiert die Türkei allerdings nach Zwischenfällen in Stock- holm (Koranverbrennung) die Ratifizie- rung des Vertrages. Schweden, so der tür- kische Präsident Erdogan, unternehme zu wenig gegen terroristische Vereinigungen, nannte vor allem die kurdische Arbeiter- partei PKK eine „Terrororganisation“ und verlangte die Auslieferung von Verdäch- tigen. Per Thöresson räumte ein, dass Schweden hier schon seit Längerem einen Handlungsbedarf sah. Die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sei in Schweden kein Straftatbestand gewesen. Dagegen habe in Schweden Meinungsfrei- heit nun mal einen äußerst hohen Stellen- wert. Die Gesetze zur Terrorismusbekämp- fung seien inzwischen verschärft worden, das jetzige Entgegenkommen gelistet in einem trilateralen Vertrag zwischen Finn- land, Schweden und der Türkei sei deshalb keinesfalls als ein Einknicken zu verstehen, schloss Thöresson dieses Kapitel.
Das schwedische Parlament hat sich vor Kurzem mit deutlicher Mehrheit für einen Beitritt des Landes zur NATO ausgespro- chen. 269 der 349 Abgeordneten stimm- ten mit Ja, 37 mit Nein. Von acht Parteien im Reichstag waren nur die Linken und die Grünen im Reichstag dagegen. Aber nicht nur die Volksvertreter votierten für den NATO-Beitritt. Thöresson berichtete über die große Zustimmung des schwedischen Volkes. „Bei Umfragen sprachen sich mehr als 70 % der Schweden für den Anschluss an das Bündnis, zum Aufwuchs der Streit- kräfte und zur Steigerung der Rüstungsaus- gaben aus. Schweden“, so der Botschaf- ter weiter, „wird die Anzahl des Personals
in den Streitkräften mehr als verdoppeln und hat das 2 %-Ziel der NATO im Blick.“ In einer Vorausschau zeigte sich Thöresson vorsichtig optimistisch, dass nach Finnland auch Schweden wohl noch im Sommer dieses Jahres Teil des westli- chen Bündnisses werden könne. Ziel sei es nun, nach Möglichkeit noch vor dem NATO-Gipfel im Juli im litauischen Vil- nius Mitglied der nordatlantischen Alli- anz zu werden
Thöresson betonte am Ende seiner Rede das wichtige und enge Verhältnis Schwedens zu Finnland und die Bedeu- tung der Zusammenarbeit mit der Deut- schen Marine in der Ostsee. Hier sieht er Schweden und Deutschland zukünftig als wesentliche Sicherheitsgaranten. Unterstützt wurde die Veranstaltung durch Saab Deutschland. Die kurze, aber interessante Veranstaltung endete mit einem humorvollen Schlusswort von MdB Ingo Gädechens, der noch einmal die engen Beziehungen Deutschlands zu Schweden unterstrich. 7
Mit einem launigen Schlusswort von Ingo Gädechens endet eine beein- druckende Veranstaltung
Ein Foto zur Erinnerung (v.l.): Geschäftsführer Saab Deutschland Anders Sjöberg, DMA-Vorsitzender Heinz Maurus, S.E. Per Thöresson, Vizeadmiral Frank Lenski, Stv. DMA-Vorsitzender Karl-Dietrich Haase, Dr. Kristian Klinck
Leinen los! 5/2023 17


































































































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