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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Deutschlands Schiffbauer mit Rekordauftragsbuch
Hans Jürgen Witthöft
Nach etlichen eher mageren Jah- ren konnten die deutschen Schiff- bauer 2024 wieder aufatmen. „Ein insge-
samt erfolgreiches Jahr liegt hinter uns. Unsere Mitgliedsunternehmen berich- ten von einer hohen Auslastung und gut gefüllten Auftragsbüchern. Mit einem Auftragseingang von 10,7 Mrd. Euro im zivilen Seeschiffsneubau erreicht die Branche ein neues Allzeithoch. Darüber
der Kreuzschifffahrt und auch die Werf- ten FSG und Nobiskrug könnten nach der Übernahme „wieder mit Zuversicht in die Zukunft schauen“, so Fassmer. Ausführlich ging der VSM im Laufe der Pressekonferenz auf die angespannte globale Sicherheitslage ein und betonte in diesem Kontext die Notwendigkeit einer leistungsfähigen Marineschiffbau- industrie ein. Dies sei angesichts der welt-
aus China berge mindestens vergleich- bare Risiken, wie die bei den Mobilfunk- netzen. Dies könne als Überleitung zur allgemeinen China-Problematik dienen, Problematik deshalb, weil die chinesische maritime Dominanz mit rund zwei Drit- teln aller zivilen Neubauaufträge weltweit erdrückende Ausmaße erreicht habe. Aber nicht nur deshalb, denn für China sei der massive Ausbau des Handelsschiff-
Eine Antwort auf die angespannte Sicherheitslage ist die Beschaffung von bis zu sechs Luftraumüberwachungs-Fregatten F 127
hinaus läuft auch das Reparaturgeschäft gut, der Marineschiffbau boomt und die hohe Nachfrage im Weltschiffbau sorgt für viele Aufträge in der gesamten Wert- schöpfungskette“, hieß es zum Auftakt der Jahrespressekonferenz des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) in Hamburg.
Abgeliefert haben die Werften 2024 Neu- bauten im Wert von 2,8 Mrd. Euro und der Auftragsbestand sei auf einen Wert von 16,3 Mrd. Euro geklettert. Das wäre 2018/19 zum letzten Mal gelungen. Und die Werften seien überwiegend hoch ausgelastet, wie Harald Fassmer, VSM- Präsident und Geschäftsführer der Fass- mer Werft, erklärte. Bei tkMS konnte ein neuer Rekord im Orderbuch verzeich- net werden, die Meyer Werft in Papen- burg freue sich über Neuaufträge aus
weit sich entwickelnden drohenden oder bereits entflammten schweren Konflikte offensichtlich. Marinestreitkräfte würden im geopolitischen Kontext eine Schlüssel- rolle spielen. Dies werde nahezu tagtäg- lich insbesondere im Konfliktraum Südchi- nesisches Meer, aber auch am Horn von Afrika und vielen anderen Orten deut- lich. Auch unmittelbar vor unserer Haus- tür gebe es ernste Herausforderungen, z.B. beim Schutz Kritischer Infrastruktur auf dem Meer, wie es die wiederholten Sabotageakte in der Ostsee belegen.
Besorgter Blick auf China
Auch für eine nachhaltige resiliente Ener- gieversorgung sei die heimische maritime Industrie unerlässlich, denn der Ausbau der Offshore-Windenergie mit Hardware
baus der Schlüssel gewesen, um zu versu- chen, auch in der Schifffahrt eine Vorrang- position zu erreichen und innerhalb eines guten Jahrzehnts die größte Marine der Welt zu bauen, die inzwischen die US Navy auf den zweiten Rang verwiesen hat. Im zivilen Markt habe die chinesische Schiff- bauindustrie nicht nur problemlos Produk- tionstechnik und sonstige maritime Tech- nologie aus dem Ausland anziehen kön- nen, sondern auch einen wesentlichen Teil der Finanzierung für den Kapazitätsaufbau durch Aufträge westlicher Kunden sicher- gestellt. Viele der Werften seien parallel sowohl für den zivilen als auch im Mari- neschiffbau aktiv. All das sei mit Ansage geschehen, denn deren zivil-militärische Tätigkeit sei erstmals 2015 erwähnt wor- den und gelte spätestens seit 2017 offizi- ell als nationale Strategie.
22 Leinen los! 7-8/2025
Foto: TKMS