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Mensch.Schifffahrt.Meer.
sandnes – die Schönste der Küste Norwegisches Traditionsschiff ist heute ein „Veteranenschiff“
Christian König
Infolge der deutschen Besetzung war die Handelsflotte Norwegens zum Ende des Zweiten Weltkriegs auf eine Handvoll Schiffe zusammengeschmolzen. Was der Krieg nicht verputzt hatte, brachte man schleunigst in Fahrt, um die alten Verbindungen wieder bedienen zu können.
Aber die Fahrzeuge waren größ- tenteils völlig veraltet. 1948/49 wagte die Sandnæs Dampskibs-Aktie- selskab (SDA) einen mutigen Schritt und bestellte den Neubau eines kom- binierten Küstenfahrgastschiffes bei der Nylands Mekaniske Verksted in Oslo. Man wollte zum einen ein handli- ches Schiff erhalten, das möglichst viele Häfen anlaufen konnte. Das Be- und Entladen von Fracht und Post musste
schnell und arbeitsteilig erfolgen kön- nen, die Ausstattung für die Passagiere sollte modern und zweckmäßig ausfal- len. Und das Fahrzeug musste natürlich hochseefähig und schnell sein, um bei jedem Wind und Wetter sicher seine Routen bedienen zu können.
Hinter dem Wagnis eines Neubaus ver- barg sich auch eine betriebswirtschaft- liche Überlegung: Von Stavanger aus operierte Det Stavangerske Damps-
kibsselskab (DSD), ein erbitterter Mit- bewerber der SDA. Ein modernes Fahr- zeug versprach einen Wettbewerbsvor- teil: Man wollte der Konkurrenz aus Sta- vanger im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser abgraben! Bei der Nylands Mekaniske Verksted entstand darauf- hin ein 67,58 m langer und 11,00 m brei- ter 1534-BRT-Neubau, der mit einem Atlas Polar Sechszylinder Zweitakt-Die- selmotor (1800 PS/1324 kW) spielend
Die sandnes im historischen Hafen Vågen
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Foto: Christian König