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Zerstörerwracks in Narvik
kamen 4.400 britische, jeweils etwa 530 französische und polnische sowie 26 däni- sche Gefallene.
Rein militärisch betrachtet war die Ope- ration „Weserübung“ brillant geplant und mit großem Wagemut durchgeführt worden. So stellt der Marineoffizier und Historiker Friedrich Ruge fest: „Das Nor- wegenunternehmen widersprach gänz- lich den Regeln der Kriegführung, denn es ersetzte Seeherrschaft durch Überra- schung. Nur selten ist mit so schwachen Kräften so viel erreicht worden.“ Der französische Marineoffizier und Histo- riker François-Emmanuel Brézet kommt zu einem ähnlichen Urteil: „Operativ war der deutsche Erfolg nahezu perfekt, man kann sogar sagen, daß das Unternehmen ,Weserübung‘ es verdient hätte, in die Militär- und Marinegeschichte als typi- sches Beispiel für eine besonders kühne, ja tollkühne gemeinsame Operation – heute: joint operation – aller drei Wehr- machtsteile einzugehen.“
Für die Kriegsmarine jedoch endete die Operation „Weserübung“ mit emp- findlichen Verlusten. Insgesamt gingen ein Schwerer und zwei Leichte Kreuzer sowie zehn Zerstörer verloren, während eine Reihe weiterer Schiffe, darunter die Schlachtschiffe schaRnhoRst und gnei- senau und der Schwere Kreuzer Lützow schwer beschädigt wurden und dement- sprechend für mehrere Monate ausfie- len. Insgesamt büßte die Kriegsmarine während des Norwegenfeldzugs rund ein Drittel der Gesamtstärke ihrer Über- wasserstreitkräfte ein.
Bis zum Kriegsende blieben Norwegen und Dänemark besetzt. Damit besaß das Deutsche Reich die Seeherrschaft in der Ostsee und die alleinige Kon- trolle über ihre Zugänge. Im Mai und Juni 1940 eroberte die Wehrmacht im West- feldzug die Niederlande, Belgien und Frankreich. Damit verfügte die Kriegs- marine zwar vom Nordkap bis zur spa- nisch-französischen Grenze über stra- tegisch günstig gelegene Stützpunkte, doch fehlte es nicht zuletzt aufgrund der Verluste bei der Eroberung Norwegens an ausreichend Überwasser- und Unter- wasserstreitkräften, um diesen Vorteil zu nutzen. Überdies hatte sich während der Operation „Weserübung” gezeigt, dass weder die magnetische Abstands- zündung noch die Tiefensteuerung der deutschen U-Boot-Torpedos zuverlässig funktionierten. Diese sogenannte „Tor- pedokrise“ bedeutete einen schwe- ren Rückschlag für den Handelskrieg mit U-Booten im Atlantik. Erst ab 1942 standen den deutschen U-Booten wie- der zuverlässige Torpedos zur Verfü- gung. 7
Geschichte
17. April aufgeben wollte. Allerdings wurde die Übermittlung des Rückzugsbefehls ver- zögert, bis es Generalmajor Alfred Jodl gelang, den Diktator davon zu überzeu- gen, die Stellung zu halten. Weitere alli- ierte Landungen erfolgten am 15. April bei Namsos und am 18. April bei Andals- nes, wodurch Trondheim von zwei Seiten bedroht wurde. Von englischen, französi- schen und polnischen Truppen verstärkt, leisteten die norwegischen Verteidiger erbitterten Widerstand, unterlagen aber nach zwei Monaten verlustreicher Kämpfe der deutschen Übermacht, wobei die Luft- überlegenheit der deutschen Luftwaffe eine entscheidende Rolle spielte.
Zudem wurde nach dem Beginn des deut- schen Westfeldzugs am 10. Mai 1940 das alliierte Expeditionskorps aus Norwegen abgezogen, um die alliierten Truppen in Frankreich zu verstärken. Wäre dies nicht geschehen, hätten die zum Teil stark bedrängten deutschen Truppen mögli- cherweise kapitulieren müssen und die deutsche Besetzung Norwegens wäre am Ende doch noch gescheitert. Aber nach der fast reibungslos verlaufenen Evakuie- rung der alliierten Truppen und der erneu- ten Besetzung der von den abziehenden Alliierten weitgehend zerstörten Stadt Nar- vik durch die „Gruppe Dietl“ am 8. Juni standen die Norweger endgültig auf ver- lorenem Posten. Am 10. Juni erfolgte auf Anweisung des im britischen Exil befind- lichen König Haakons VII. die Kapitulation der norwegischen Streitkräfte in Nord- norwegen. Damit war das Unternehmen „Weserübung“ abgeschlossen. Es hatte die deutschen Streitkräfte in Norwegen rund 1.300 Tote, 2.300 Vermisste und 1.600 Verwundete, in Dänemark 20 Tote und 65 Verwundete gekostet. Die norwegischen Verluste betrugen etwa 1.330 Tote, hinzu
Die Wracks der Zerstörer Z 11 und Z 9 in Narvik
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