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Explosionsgefahr und Korrosion
effektiv bekämpfen
Meeresforscher verstärken Aktivitäten zur Beseitigung von Altmunition und Sprengstoffen
Matthias Faermann
Am Meeresboden, nicht nur in Nord- und Ostsee, liegen Millionen von Tonnen an Altmunition und Sprengstof- fen, die dort überwiegend nach dem En- de des Zweiten Weltkrieges versenkt wurden. Immer wieder kommt es durch die Kampfmittel im Meer zu Zwischen- fällen. Neben der Explosionsgefahr ge- langen durch Korrosion zunehmend giftige und krebserregende Stoffe ins Meer. Schon die Suche und Erkennung der zum Teil wahllos im Meer versenkten Kampfmittel stellt eine besondere Her- ausforderung dar. In den letzten Jahren unternimmt die Meeresforschung mit politischem Rückenwind zunehmend An- strengungen, um neue Methoden zur Er- kennung und Beseitigung der Stoffe zu entwickeln. Am GEOMAR Helmholtz- Zentrum für Ozeanforschung Kiel tra- fen sich WissenschaftlerInnen mit Ver- treterInnen von Behörden und der Poli- tik, um mit ihnen auf einer zweitägigen Informationsveranstaltung den Stand der Forschung zu diskutieren, aber vor Ort auch einen direkten Einblick in die Pro- blematik zu bieten. Mit dem Forschungs- schiff alKOr des GEOMAR ging es in das mit Altmunition belastete Versenkungs- gebiet „Kolberger Heide“ in der Kieler Bucht. Dort sind unter anderem auto- nome Roboter eingesetzt, die zur sys- tematischen Detektion der Kampfmittel dienen. „Kampfmittelaltlasten im Meer
Umweltminister Jan Philipp Albrecht (rechts) im Gespräch mit Prof. Dr. Jens Greinert (GEOMAR)
stellen europaweit eine Herausforde- rung dar. Daher führen wir die Arbeiten gemeinsam mit vielen nationalen und internationalen Partnern durch“, erläu- tert Torsten Frey, Projektwissenschaftler am GEOMAR. Schleswig-Holsteins Um- weltminister Jan Philipp Albrecht bekräf- tigt bei einem Besuch der Veranstaltung am GEOMAR: „Schleswig-Holstein en- gagiert sich bereits seit einigen Jahren, um das Problem der Altmunition in den Meeren vor unserer Haustür effektiv an- zugehen.“ Und weiter: „Wir müssen end- lich aufhören, tatenlos zuzusehen, wie die Munitionsreste vor unserer Haustür
zu einem immer größeren Umweltprob- lem werden. Deswegen unterstütze ich Initiativen, die Kompetenz hier im Land auszubauen und zu bündeln nachdrück- lich.“ In den kommenden Jahren wollen die Meeresforscher ihre Bemühungen intensivieren, effiziente Methoden zur Überwachung, Detektion und Entsor- gung dieser Altlasten im Meer zu entwi- ckeln. „Ob der riesigen Mengen wird uns das Thema noch lange beschäftigen, wo- bei uns die Zeit aufgrund der fortschrei- tenden Korrosion davonläuft“, so Prof. Dr. Jens Greinert, Leiter der Arbeitsgruppe Tiefseemonitoring vom GEOMAR. 7
Gefahr durch Munition am Meeresgrund
Mensch.Schifffahrt.Meer.
Altmunition in der Ostsee
Leinen los! 10/2020 21
Foto: Jana Ulrich/CAU Kiel
Foto: GEOMAR
Foto: A. Villwock/GEOMAR


































































































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