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der Männer, die sich der Schiffahrt wid- men und zu Steuerleuten und Schiffca- pitains ausbilden wollen, ist mit Geneh- migung und huldreicher Unterstützung Seiner Königlichen Hoheit, des Großher- zogs, in Elsfleth eine Navigationsschu- le errichtet. Oldenburg, den 20. August 1832.“ So hieß es dann in der amtlichen Bekanntmachung der „Oldenburgischen Anzeigen“. „Der als Verfasser verschie- dener Mathematischer Schriften rühm- lichst bekannte Dr. Suhr“ wurde im glei- chen Zuge zum Lehrer an dieser Schule bestellt. Dr. Johann Hinrich Suhr war in Bremen Leiter eines Schullehrerseminars gewesen, beherrschte neben der Ma- thematik mehrere Fremdsprachen, hat- te sogar einige längere Seefahrten mit- gemacht und kam in der Auswahl des- halb zum Zuge, weil der eigentlich von den Elsflether Reedern favorisierte Kapi- tän Johann Christian Hein 1831 plötzlich verstarb. 1856 wurde dann diese priva- te, wenngleich von der Oldenburgischen Regierung unterstützte Navigationsschu- le, deren Besuch für angehende Kapitä- ne immer noch nicht obligatorisch war, in eine staatliche, die Großherzogliche Navigationsschule, überführt und eine Aufnahmeprüfung dafür vorgeschrieben. Im Jahre 1860 wurde der Gymnasialleh- rer, Mathematiker und Ozeanograf Wil- helm von Freeden (1822–1894), der schon seit 1856 dort als Lehrer tätig gewesen war und mehrere nautische Lehrbücher und Rechentafeln veröffentlicht hatte, zum Rektor der Schule ernannt. Als wei- tere Lehrkräfte wurden ein Geograf, ein Lehrer sowie ein Arzt angestellt. Ein fes- tes Lehrgebäude existierte noch nicht, man wechselte des Öfteren den Unter- richtsplatz, vor allem aufgrund des zu- nehmenden Platzmangels angesichts ei-
Sprechfunkunterricht
Unterricht am Sextanten
ner stetig steigenden Zahl von Navigati- onsschülern. Der Unterricht selbst wurde nach dem „Handbuch der Schiffahrts- kunde“ der Hamburger Navigations- schule durchgeführt, mit nautischem und seemännischem Lehrstoff sowie fremden Sprachen, Arithmetik und Algebra. Wilhelm von Freeden quittierte 1867 sei- nen Dienst in Elsfleth, um erster Direktor der Norddeutschen Seewarte in Hamburg zu werden, aus der 1875 die Deutsche
Seewarte und schließlich das Deutsche Hydrographische Institut hervorging. Sein Nachfolger in Elsfleth wurde der Astro- nom Dr. Carl Heinrich Sophus Behrmann, unter dem die Schule weiter aufwuchs, vor allem im Lehrkörper, mit akademisch ge- schulten Dozenten wie erfahrenen ehe- maligen und aktiven Kapitänen. Auch die Prüfungen erhielten nun formellere Ge- stalt, ging doch die Kunde in Elsfleth, dass diese zuvor eher im heiteren Kreise einer
Lehrgang 1940
Kapitäns-Lehrgang A6 1949
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