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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Preußisch-Stralsund und der Finowkanal Ein kleiner uckermärkischer Wasserlauf schreibt große Geschichte
Peer Schmidt-Walther
Jeder, der über die A 11 nach Berlin fährt oder von dort kommt, braust über ihn hinweg.
Für einen kurzen Augenblick blitzt er aus der Tiefe herauf, der von dichtem Wald eingefasste Finowkanal.
Die Abfahrt „Finowfurt“ und ein paar Altarme deuten darauf hin, dass hier vor vielen hundert Jahren das
gleichnamige Flüsschen zu Fuß durch- quert werden musste, wo heute eine vierspurige Brücke das Gewässer über- spannt. Zwei Kilometer weiter noch ein Wasserlauf, aber breiter und gerader. „Oder-Havel-Kanal“ zeigt ein Schild an. Der Großschifffahrtsweg verläuft 54 km von der Havel südlich Oranienburg bis zur Alten Oder bei Niederfinow und ist die 1914 eröffnete moderne Version. Sein kleinerer Bruder ist zwar nur 42 km lang, aber dafür schon unglaubliche 400 Jahre alt. Damit bekam er das Prädikat „älteste noch schiffbare Wasserstraße Deutsch- lands“. Gebuddelt wurde per Hand seit 1603, bis ihn 1620 das erste Schiff in gan- zer Länge passierte. Heute sind es über- wiegend Sportboote, für die kein Führer- schein vorgeschrieben ist. Freie Fahrt seit 20. April zwischen Schwerin und Nieder- finow. Wenn nicht unter Motor, dann aber umso stiller per Kanu.
1540 gab es schon erste Gedanken zum Kanalbau. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war´s vorbei mit der Kanal-Eupho- rie: alles lag darnieder. Erst als die Bürger
auf eine Revitalisierung drängten, gingen 1767 auf Anordnung von Friedrich II., der Große, die Arbeiten weiter. Als die dazu verpflichteten Bauern immer wieder weg- liefen, setzte der „Alte Fritz“ kurzerhand Soldaten ein.
Preußische Marine am Sund geboren
Die Frage stellt sich spätestens jetzt: Was hat das alles mit Stralsund zu tun? Eini- ges, wenn man mal in der Geschichte zu- rückblättert. 1814: Schweden wollte sei- ne pommersche Provinz an Dänemark übergeben. Doch Preußen wollte seine Ansprüche nicht aufgeben, zumal sei- ne Truppen die französische Armee aus dem Land gefegt hatten. So wurden die in den schwedischen Regimentern die- nenden preußischen Soldaten schließ- lich auf den Preußen-König Friedrich Wilhelm III. vereidigt und Stralsund zur Festung erklärt. Die Stadt am Strela- sund musste aber auch gegen Feinde von See verteidigt werden. Also wurden sechs schwedische Kanonierschaluppen gekauft, die sich aber bald als Fehlinves- tition herausstellten.
Man entschloss sich, um eine eigene Preußische Marine aufzubauen, den hei- mischen Schiffbaumeister J. J. Meyer mit einem Neubau zu beauftragen. Bereits 1817 kam der Kriegsschoner stralsund
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Eberswalder Schleusenwärter-Original Stefan Diebetz
Das Boot gleitet in eine Schleusenkammer
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Fotos: psw