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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Revolutionäre Memorabilien von der Insel Spetsos
len darf auch ein von französischen Ge- fangenen der napoleonischen Kriege aus Elfenbein, Metall und Pferdehaaren gefertigtes Modell der Fregatte saNs pareil, das Sachkenner an das gleichar- tige im Spiekerooger Museum ausge- stellte „Knochenschiff“ erinnern mag. Natürlich wird der Gast auch mit diver- sen Großtaten der hellenischen See- streitkräfte vertraut gemacht, darunter denen des legendären Panzerkreuzers GeorGios averoff, der ab 1910 über 40 Jahre Flaggschiff der Griechischen Ma- rine war und sich vor allem während der Balkankriege 1912/13 ruhmhaft bewähr- te. Dieses Schiff ist das einzige noch exis- tierende auf Erden, das an beiden Welt- kriegen teilgenommen hat. Der Kreuzer ist ebenfalls Museum, liegt jedoch in ei- nem anderen Stadtteil, nämlich der Athe- ner Marina Flisvos. Schadlos halten kann man sich im Hauptgebäude in Piräus, wo einige Objekte von Onassis‘ Yacht arGo zu bewundern sind, und mit der Betrach- tung diverser Gemälde, auf denen in der Regel die Türken den Kürzeren ziehen. Der östliche Nachbar war ja immer der Erzfeind der Hellenen. Auch die Kuppel eines Leuchtturms von 1881 aus dem Ha- fen Alexandropouli wird man sehenswert finden; sie steht gleich in der Eingangs- halle. Das Museum ist täglich von Diens- tag bis Samstag geöffnet.
Nachdem man sich an allem sattgese- hen hat, lässt sich vielleicht noch eine Besichtigungstour der Glitzerflotte vis- à-vis ins Auge fassen, nur interessehal- ber. Aber um die Wahrheit zu sagen: Keinem alten Fahrensmann wird das Herz angesichts der Zurschaustellung dicken Geldes höher schlagen. 7
wieder die Beleuchtung eingeschaltet, wenn die Athener Bilanzen stimmen. Pläne für ein Museum zur Darstellung der bewegten griechischen Seefahrtsge- schichte gab es schon Mitte des 19. Jahr- hunderts. Doch es kam immer wieder et- was dazwischen, um das Projekt schei- tern zu lassen. Es sollte bis 1949 dauern, bis es dann so weit war, aber der Einzug fand auch erst 1971 statt. Inzwischen hatten sich viele bedeutsame Exponate angesam- melt, darunter eine thematische Bibliothek mit mehr als 10.000 zum Teil sehr seltenen Bänden und Zeitschriften und ein Fotoar- chiv mit 12.000 Bildern sowie eine Kollek- tion von bis ins 16. Jahrhundert zurückrei- chenden Land- und Seekarten. Bordwaffen aller Art aus den Weltkrie- gen begrüßen den Besucher bereits an der äußeren Stirnseite des Gebäudes, wo kein Mangel an Sonnenlicht das Bild stört; selbst der Turm des U-Boots pa- paNikolis ist in bester Erhaltung vertre- ten. Drinnen sind zuerst zahlreiche wohl- gelungene Schiffsmodelle von der vor-
Solch ein Koffer enthielt einst nicht viel Gutes
christlichen Trireme bis zum heutigen Supertanker und Containerfrachter au- genfällig. Sogar der Nachbau eines Pa- pyrusbootes aus Korfu ist dabei, das den seligen Thor Heyerdahl bestimmt zu neu- en, wohl wieder danebenliegenden Ge- dankenflügen inspiriert hätte. Nicht feh-
Modell einer Bootswerft (tarsanas) aus dem späten 19. Jahrhundert
Die betagte averoFF gibt immer noch ein eindrucksvolles Bild ab
Leinen los! 7-8/2020 23


































































































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