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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Autobiografie ein. Demnach fuhr das Schiff nach Verabschiedung durch den Kronprinzen und seiner Familie von Kiel zunächst Richtung Plymouth. Weiter ging es dann in den Atlantik, wo man Station bei Madeira und den Kapverden machte und die Äquatortaufe vollzog. Das Weih- nachtsfest 1878 fand bereits in Montevi- deo statt, allerdings gab es in Südamerika nicht nur erfreuliche Erlebnisse. So wurde Schröder-Greifswald einmal vom Prinzen zu Unrecht für einen von den Kadetten be- gangenen Streich zurechtgewiesen. Aber die vielen Abenteuer unterwegs entschä- digten ihn reichlich. So sah er an der Küs- te Feuerlands das erste Mal in seinem Le- ben „Kannibalen“, am meisten aber be- eindruckte ihn das „Feenreich der Na- tur“, das ihm mit seiner Artenvielfalt und den reizvollen Landschaften paradiesisch vorkam. Vermutlich hatte dieses Erlebnis auch Einfluss auf seine künstlerische Ent- wicklung. Nachdem er einige Abbildun- gen aus der Zeitschrift „Die Gartenlau- be“ nachgezeichnet hatte, erhielt er den Auftrag, den Schiffskoch zu porträtieren. Schröder-Greifswald nahm sich der Auf-
gabe offenbar mit großem Geschick an, jedenfalls war das Ergebnis derart über- zeugend, dass es allen an Bord – inklusive Kapitän und Schiffsarzt – gezeigt wurde. Ob der ebenfalls mitreisende Berliner Ma- rinemaler Carl Saltzmann die Zeichnung in Augenschein genommen hat, ist nicht bekannt. In Schröder-Greifswalds Tage- buchblättern wird er nicht erwähnt, viel- leicht weil der selbst aus einer Handwer-
Herrschaften und anderen Vergnügun- gen, jedoch auch von einem verhängnis- vollen Brand auf einem amerikanischen Vollschiff und einem damit verbundenen Mord. Nachdem man in Yokohama den Geburtstag des Kaisers mit Salutschüs- sen und großem Flaggenschmuck ge- feiert hatte, wurde Anfang April 1880 die Heimreise angetreten. Sie führte zunächst nach China, wo der Hund des
Die chilenische Hafenstadt Valparaíso
Segler an einer Steilküste, 1920
kerfamilie stammende Saltzmann damals noch nahezu unbekannt war.
Derweil setzte die priNz adalbert ihre Reise fort. Sie führte über Valparaíso, Iquique und Lima bis nach Panama, wo eine Parade zu Ehren Kaiser Wilhelms I. abgehalten wurde. Ende März 1879 fuhr man Acapulco an, Mitte April erreichte man Honolulu, Anfang Juni schließlich Japan. Hier sollte man ein ganzes Jahr zubringen, wobei Schröder-Greifswald von verschiedenen Höhepunkten wie dem Geburtstagsfest des Prinzen Hein- rich, aber auch von einem Taifun berich- tet, der die priNz adalbert vor der japa- nischen Küste in Bedrängnis brachte. Ebenso schreibt er über die Begegnung mit Schiffen des deutschen Ostasienge- schwaders, von Bordbesuchen hoher
Haijagd auf der Providentia 26 Leinen los! 7-8/2020
Prinzen Heinrich bei einem Landgang der chinesischen Küche zum Opfer fiel. Wei- ter ging es über Singapur und Sumatra bis zur südafrikanischen Küste, welche man Ende Juli 1880 erreichte. Nach Um- runden des Kaps der Guten Hoffnung stattete man noch der Insel St. Helena, Napoleons einstigem Exil, einen Besuch ab, anschließend fuhr man über St. Vin- cent, Funchal und Plymouth zurück nach Kiel. Mit dem Einlaufen der priNz adal- bert am 29. September 1880 in die Kie- ler Förde fand die Weltreise nach einem Jahr, elf Monaten und drei Tagen schließ- lich ihren feierlichen Abschluss.
Mit der Rückkehr nach Deutschland be- gann für Max Schröder-Greifswald ein neuer und entscheidender Lebensab- schnitt. Während seiner anschließen-
Foto: Wikimedia


































































































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