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Geschichte
Von der erleuchteten norwegischen Tauchplattform regaLia wird am 22.10.2000 die Bergungsaktion für die toten Seeleute im Wrack des russischen Atom- U-Bootes kursk auf dem Grund der Barentssee fortgeführt. Bei rund um die Uhr dauernden Vorarbeiten bohrten Taucher ein erstes Erkundungsloch in den Innen- rumpf des Wracks, das in mehr als 100 m Tiefe liegt
Als sich das Verschwinden des U-Bootes nicht mehr geheim halten lässt, verbrei- tet die russische Marineführung die Be- hauptung, es habe eine Kollision mit ei- ne Nato-U-Boot gegeben, das die kursk bedrängt habe. Diese Behauptung wird noch wochenlang aufrechterhalten, auch wenn alle Sachverhalte dagegen- sprechen. Das US-Pentagon nahm sofort nach den Explosionen auf höchster Ebe- ne Kontakt mit Russland auf, damit vor Ort die Situation nicht eskaliert.
Was ist an Bord tatsächlich geschehen? Die Torpedotechniker hatten den Bo- denverschluss eines Torpedorohres, das mit einem Übungstorpedo beladen war, geöffnet, um Arbeiten am Torpe- do durchzuführen. Dieser Torpedo war mit hochexplosivem Flüssigtreibstoff be- laden. Aus unbekannter Ursache wurde der Torpedoantrieb aktiviert – nach einer anderen Theorie gab es eine Treibstoff- leckage – dabei erhitzte sich der Torpe- do, da er unbewässert im Rohr lag und der Brennstoff entzündete sich explosi- onsartig mit extrem hoher Brenntempe- ratur: die erste Explosion, die aufgezeich- net wurde. Zwei Minuten später kam es zu einer gewaltigen Sekundärexplosion. Die Gefechtstorpedos im Bugraum zün- deten durch das Feuer, auf einen Schlag wurde ein Teil der Bugsektion komplett abgerissen, ein Großteil der Besatzung
Stärke 1,5 auf der Richterskala, kurz da- rauf eine zweite, wesentlich heftigere in Stärke von 3,5. Bei der Nato, die das rus- sische Manöver mit Aufklärungseinhei- ten überwacht, ist schnell klar, dass ein U- Boot verunglückt ist. Doch die russische
Führung schweigt – nach alter Tradition. Die Zeiten haben sich aber gewandelt, bei den Angehörigen der Besatzung in Murmansk gehen bereits in der Nacht Gerüchte über eine Rettungsoperation um, die schnell im Land um sich greifen.
Das norwegisch-britische Spezialschiff normand Pioneer verlässt am 17.8.2000 den norwegischen Hafen von Trondheim. Das Schiff hat das britische Rettungs-U-Boot LR 5 an Bord. Jede Hilfe kam zu spät
46 Leinen los! 7-8/2020
Foto: dpa-Fotoreport Foto: dpa-Fotoreport


































































































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