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Maritime Sicherheitspolitik
Jürgen Ehle wurde am 21. August 1957
in Limburg an der Lahn geboren. Er trat
1976 (Crew VII/76) als Offizieranwärter in
die Marine ein. Nach seiner Ausbildung
mit Seefahrt auf der gorcH Fock und
dem Schulschiff DeutscHlanD absol-
vierte er erfolgreich von 1977 bis 1980
ein Pädagogik-Studium an der Uni-
versität der Bundeswehr in Hamburg.
Anschließend (1980 bis 1983) wurde
Ehle in den USA und Deutschland zum
Hubschrauberführer ausgebildet. Es
folgte eine mehrjährige Verwendung
als Einsatzpilot und Ausbildungsoffi-
zier auf dem Bordhubschrauber Sea
Lynx MK 88 im Marinefliegergeschwa-
der 3 „Graf Zeppelin“ in Nordholz. 1988
bis 1990 wurde er als Personalführer im
BMVg, 1990 bis 1992 als Staffelkapitän
der Bordhubschrauberstaffel in Nordholz eingesetzt. 1992 bis 1994 war Ehle Teil- nehmer am 34. Admiralstabslehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Nach einer Verwendung als Büroleiter des Stv. Inspekteurs der Marine und Chef des Stabes im Führungsstab der Marine (1994 bis 1996) absolvierte er 1996/1997 die Admiralstabsausbildung am US Naval War College in Newport, Rhode Island, USA. Dann führte sein Weg ins Flottenkommando nach Glücksburg, wo er mit der Einsatzleitung und Koordination der Seeluftstreitkräfte der Deutschen Marine betraut war (1997/1998). Danach erwarb er die Pilotenlizenz für die Do 228 und war bis 2022 Kommodore des MFG 3 „Graf Zeppelin“.
2002 wechselte er zum NATO-Hauptquartier in Brüssel. Dort wurde er zunächst Leiter für Strategische Planung der NATO beim Repräsentanten des Obersten Alli- ierten Befehlshabers Transformation in Europa (vormals SACLANTREPEUR) und 2004 Stellvertreter und Chef des Stabes beim Repräsentanten des Obersten Alli- ierten Befehlshabers Transformation in Europa (SACTREPEUR). Es folgte eine wei- tere Verwendung im NATO-Hauptquartier beim Deutschen Militärischen Vertre- ter im Militärausschuss der NATO und im Militärausschuss der EU als Dezernatslei- ter Sicherheits- und Militärpolitik (2005–2007). 2007 wechselte er ins Bundesminis- terium der Verteidigung in Berlin, zunächst als Referatsleiter im Führungsstab der Streitkräfte und Europabeauftragter BMVg (Fü S III 4) und später (2012) als Referats- leiter in der Abteilung Strategie und Einsatz (SE II 5).
2012 führte ihn seine Laufbahn – unter Beförderung zum Flottillenadmiral – zurück nach Brüssel. Er wurde Stellvertretender Militärischer Vertreter und Chef des Stabes beim Deutschen Militärischen Vertreter im Militärausschuss der NATO und der EU. Von 2013 bis 2015 war Jürgen Ehle in Brüssel Vorsitzender der Arbeitsgruppe des Militärausschusses der Europäischen Union und wurde 2015 Leiter des Arbeitsbe- reiches Militärpolitik bei der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutsch- land bei der Europäischen Union.
Seit 2019 ist Ehle Senior Military Advisor to Managing Director for CSDP and Crisis Response (MD CSDP-CR) beim European External Action Service (EEAS) in Brüs- sel. Auf diesem Dienstposten wurde er zum Konteradmiral befördert.
ständlich auch Reedereien und die mari- time Industrie mit ein.
Um langfristig als verlässlicher Partner und Garant für Stabilität und Sicherheit wahr- genommen zu werden, ist es unumgäng- lich, dass EU-Mitgliedstaaten öfters und vor allem auch länger Präsenz in relevan- ten Seegebieten zeigen. Das gilt für die Seegebiete rund um Afrika genauso wie für den nordwestlichen Indischen Ozean. Ansonsten laufen wir Gefahr, dass wir Nuk- learmächten wie Indien, Pakistan, China, Russland und Nordkorea das geopolitische Feld überlassen. Es ist an der Zeit, dass die EU mehr Handlungsfähigkeit demonstriert und als glaubwürdiger Garant für maritime Sicherheit wahrgenommen wird. Letzteres hat auch Auswirkungen auf die Rolle, die Deutschland spielt:
Die Rolle Deutschlands
Die Entsendung der Fregatte bayern sowie die Teilnahme der deutschen Luft- waffe mit Eurofighter am Manöver „Black Pitch 2022“ in Australien sind von unse- ren internationalen Partnern im Indo- Pazifik sehr positiv aufgenommen wor- den. Deutschland hat dadurch seine stra- tegische Verlegefähigkeit unter Beweis gestellt und Präsenz im indopazifischen Raum gezeigt.
Eine deutsche Beteiligung an CMP im nordwestlichen Indischen Ozean ist aus Sicht der EU eine gute Möglichkeit, um ein klares Signal der Verbundenheit an unsere Partner im Indo-Pazifik zu sen- den. Gleichzeitig zieht das die Notwen- digkeit zur Stärkung der Kapazitäten der Deutschen Marine im Rahmen der Zeiten- wende mit sich und sollte in der Nationa- len Sicherheitsstrategie Deutschlands fest verankert werden: Dazu braucht es Perso- nal, Ressourcen, und entsprechende In- frastrukturen an Land und auf See, damit die Deutsche Marine zukünftig als verläss- licher Partner zur nachhaltigen Sicherung der Seewege wahrgenommen wird. Letz- teres ist eine wesentliche Grundlage für fai- ren Welthandel und Gewährleistung der Versorgungssicherheit, zur Sicherung der Freiheit der Seewege und die Wahrung internationaler Normen und Werte (z.B. UNCLOS).
Zusammenfassung
„Navigare necesse est – Seefahrt tut not.“ Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Aber: „Freedom is not
free“ – Die Sicherung der Freiheit der Meere als Grundlage für fairen Welthan- del und der Versorgungssicherheit erfor- dert unser aller Einsatz und entschlos- senes Handeln. Ohne Sicherheit wird es keine Freiheit geben. Wir müssen bereit sein, hierzu unseren Beitrag zu leisten, notwendige Strukturen zu schaffen und
diese mit ausreichend Ressourcen nach- haltig zu hinterlegen. Nur so können wir uns den globalen Herausforderungen stellen. 7
* Konteradmiral Jürgen Ehle ist Senior Military Advisor beim European External Action Service (EEAS), Brüssel.
Leinen los! 1-2/2023 11
Foto: EAD/EEAS