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Deutsche Marine
Endstation Schrottplatz Letzte Reise von U 16
Frank Behling
In Kiel werden bis zum kommenden Frühjahr drei der vier noch in Deutsch- land liegenden U-Boote der Klasse 206
verschrottet. Der Schwimmkran enak hob am 24. November U 16 als erstes der Boote aus dem Wasser und setzte es beim Kieler Schrotthandel (KSH) auf die Pier. Das Kieler Recyclingunternehmen hatte bei der VEBEG das höchste Gebot abgegeben. Die Verwertungsgesell- schaft des Bundes hatte im Herbst drei der vier letzten Boote der Klasse 206 zur Verschrottung ausgeschrieben.
„Wir haben ein Angebot gemacht, um das wertvolle Material der Boote hier in Deutschland zu halten“, so Rainer Frank Hopp,derKSH-Geschäftsführer.Dadie Kosten für lange Schleppreisen beim KSH-Angebot wegfallen, konnte das Kieler Unternehmen von Anfang an höher bieten als die Wettbewerber aus Süd- und Nord- europa. Zuletzt waren die U-Boote der Klasse 206 oft an Abwrackwerften in der Türkei oder in Dänemark verkauft worden. Das Kieler Unternehmen verfügt im Ost-
uferhafen über eine Pieranlage für Seeschiffe und hat Kran-Gerät für die Verwertung von Schiffen. Zuletzt hatte KSH im September den Traditionssegler gorm verschrottet, der im Kieler Hafen gesunken war.
Die letzte Reise von U 16 erfolgte mit dem Schlepper robbe aus dem Kieler Marine- arsenal zur Pier an der Schwentine-Mün- dung. Dort wartete enak mit dem Schlep- per arion. Innerhalb von nur drei Stun- den lag das U-Boot auf den drei Böcken, die die KSH vorher aus dem Bestand der Kieler Werft TKMS erworben hatte. Die alten Lagerböcke der Boote sollen eben- falls verschrottet werden.
Als letztes U-Boot der Klasse verbleibt nur U17inDeutschland.Essoll2023nachder Aufbereitung durch TKMS zum Technik- museum nach Sinsheim überführt wer- den. Damit endet die Ära der Boote der Klasse 206 in Deutschland. Die beiden einzigen fahrenden Boote gibt es der- zeit in Kolumbien (U 23 und U 24). In Israel liegt mit der GAL ein Boot dieser Klasse in einem Marinemuseum in Haifa.
Der Rückbau der drei Kieler U-Boote beginnt mit dem Ausräumen der Tech- nik. Da die Boote seit 2011 nicht mehr gefahren sind, muss das Innenleben auch erst einmal gut belüftet werden. Durch Montageöffnungen werden Maschinen, Generatoren, Batterien und Kojen aus- gebaut. Ganz zum Schluss wird dann der Rumpf verwertet. Er besteht aus einem sehr wertvollen Spezialstahl, der amag- netisch ist und hohe Anteile von Chrom, Nickel, Mangan und Molybdän enthält. Dieses Material soll auch wieder in den Wertstoffkreislauf für neue U-Boote zurückkommen.
Die Verschrottung soll pro Boot etwa vier bis sechs Wochen dauern. Die Boote U 15, U 16 und U 18 wird KSH bis zum Frühling verschrotten. Die 450 t schweren Boote wurden Anfang der 70er-Jahre bei den Werften HDW und Nordseewerke für die Bundesmarine gebaut. Sie waren beim 1. und 3. Uboot- geschwader in Kiel und Eckernförde sta- tioniert. 7
enAk hebt U 16 aus dem Wasser
22 Leinen los! 1-2/2023
Foto: fb


































































































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