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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Seltener Anblick – Douglas DC-3-Basler BT-67 im Antarctic Logistics Centre International
der Luftblasen hören konnte. Gegen 8:30 Uhr ankerte das Schiff vor dem Vibebreen und hatte Sicht auf drei Gletscher. Nach einem Landgang waren wir gegen 14:30 Uhr schon wieder am Ausgang des Horn- sunds und hielten Kurs West.
moräne ein Eisbär. Der ruhende Eisbär hob nur ab und zu den Kopf, was man nur mit einem sehr guten Teleobjektiv beobachten konnte. Auf dem Rückweg zog wieder dichter Nebel auf. Vormittags wurden u.a. Vorträge über Eisbohrkerne und daraus erzielbare Erkenntnisse und Svalbards Geologie angeboten. Nachmittags lief MS spitsbergen das Süd- ufer des Van Keulenfjorden im National- park Sør-Spitsbergen an und ging in der Ingebrigtsenbukta vor Anker. Die nach dem norwegischen Walfänger Mor- ten Andreas Ingebrigtsen benannte Bucht erstreckt sich von Kapp Toscana im Westen bis Ålesundneset im Osten und erlangte aus heutiger Sicht trau- rige Bekanntheit unter dem Namen Kvit- fiskstranda, was so viel wie Weißwal- strand bedeutet. Die um 1930 von Ing- vald Svendsen im Westteil der Bucht ein- gerichtete Walfangstation „Svendsens Wittlingstation“ ist die einzige noch exis- tierende Fangstation in Svalbard, deren Jäger ausschließlich Belugas jagten. Nach dem Anlanden konnten wir dort in über zehn Hügeln noch immer Tausende von Beluga-Knochen aufgeschichtet liegen sehen, deren Anzahl man auf rund 550 Tiere geschätzt hat.
Beim abendlichen Briefing für den nächs- ten Tag wurde lediglich der Ablauf bis zum Flughafentransfer bekannt gege- ben und für alles Übrige mit den Flügen auf eine E-Mail verwiesen, die wir von Hurtigruten erhalten sollten. Die ein- zige Zusatzinfo, die wir erhielten, war die Bestätigung, dass am geplanten Rück- flugtag 27. Juli das Bodenpersonal der Lufthansa streiken würde. Das bedeu- tete, die Kreuzfahrt muss um einen Tag verkürzt werden und wir würden einen Tag in Oslo verbringen.
Um 20:30 Uhr gab der Kapitän in der Explorer Bar einen Reiserückblick. Er erläuterte kurz die einzelnen Stationen und informierte uns, dass wir bei dieser Reise rund um Spitzbergen 1161 Nauti- sche Meilen zurückgelegt hätten, was etwa 2150 km entspricht.
Tag 11
Beim Frühstück am 26. Juli checkten wir unsere E-Mails und die Fluganzeige, da es wieder Internetzugriff gab. Auf der Web- site der Lufthansa war der Flug LH 863 Oslo/Frankfurt/Main morgens um 7:00 Uhr noch als pünktlich startend und lan- dend ausgewiesen – was für ein Chaos! MS spitsbergen hatte im Kohlehafen fest- machen müssen, da der Kreuzfahrtanle- ger von einem großen Kreuzfahrtschiff in Anspruch genommen wurde. Der Himmel war bedeckt und genauso trübe war die Stimmung. Die Guides verabschiedeten sich nett von uns vor dem Schiff beim Ein- steigen in den Bus. Die Fahrt zum Flug- hafen war kurz. Die Abflughalle war voller Reisender, da vor uns noch eine Maschine abflog. Um kurz nach 16 Uhr hob die Boe- ing 737-800 der ETF Airways in Longyear- byen Richtung Oslo ab. Nach einem Tag in Oslo beförderte uns die Lufthansa nach Frankfurt/Main.
Die Reise als Expedition Cruise zu bezeichnen, kann man im Nachhinein getrost als Marketing-Gag von Hurtigru- ten werten. Expeditionsfeeling kam auf der gesamten Reise bei mir nur einmal auf, und das war während der Zodiac- Fahrt durch das Treibeis des Schweigard- breen. Aber vielleicht kommt das auch daher, dass ich weltweit bereits einige Zehntausend Seemeilen bei jedem Wet- ter gefahren habe. 7
Ganz schön kalt: Elisabeth Dilly und Diet- rich Peter Kleine in der Albertinibukta
Ziel war die Zone, in der das Meer im Wes- ten der Svalbard-Inselgruppe auf 1000 m Tiefe und mehr abfällt. Entlang dieser Tie- fenlinie sollte eine Zeit lang Kurs Nord gefahren werden. Es war diesig. Gegen 16:30 Uhr entdeckten wir auf Backbord- seite in etwa 1 km Entfernung den Blas eines Buckelwals. Nach und nach gab es die eine oder andere Sichtung eines weiteren Buckelwals. Beim Wegtauchen konnte man ihre Schwanzflosse, die als Fluke bezeichnet wird, gut sehen.
Tag 10
Bei einigermaßen klarer Sicht fuhr MS spitsbergen am folgenden Morgen gegen 8:00 Uhr in den Bellsund ein. Am Ende des Recherchefjorden drehte das Schiff dann vor dem Recherchebreen bei. In etwa 1 km Entfernung lag auf einer End-
34 Leinen los! 1-2/2023


































































































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