Page 15 - Leinen los! 12/2025
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standteile und des verarbeiteten Mate- rials an unterschiedlichen Stellen erfol- gen. Alles werde genau dokumentiert, sodass auf diese Weise gewissermaßen ein großes Puzzle aus Wissensbaustei- nen zusammengeführt wird.
Haßmann berichtete, dass von dem his- torischen Boot U 16 alles in allem gut ein Viertel für die Nachwelt erhalten bleibe. Der Rest werde einer materiel- len Verwertung zugeführt, allen voran Stahlschrott. Darum kümmert sich die auf Umwelttechnologie spezialisierte Machulez Unternehmensgruppe, die das auf einem Ponton nach Cuxhaven über- führte Boot, schließlich aufgenommen hatte. Sie war ebenfalls aktiv in den Ber- gungsprozess einbezogen. Die größten Einzelelemente des Bootes, das als Bun- deseigentum durch die Behörde BIMA geführt wird, wurden inzwischen bereits ins privat geführte Fahrzeug- und Tech- nikmuseum Benneckenstein in Sachsen- Anhalt per Spezialtransporter überführt.
Vom kaiserlichen U-Boot existiert jetzt ein 3-D-Modell
Zu den bemerkenswerten Einzelschrit- ten auf dem Weg zur technischen Gesamtdokumentation gehörte gleich am Anfang die noch in Cuxhaven durch Fachleute des Deutschen Schifffahrts- museums (DSM) vorgenommene Digi- talisierung des Bootes mit Spezialscan- ner-Technik. Was dabei als dreidimensi- onales Arbeitsergebnis erreicht wurde, präsentierte Dr. Frederic Theis in einem kleinen, aber sehr beeindruckenden Filmbeitrag. Die Digitalisierung solcher Großbauteile mit Spezialtechnik wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen,
ist Theis überzeugt. Beim DSM gibt es dazu inzwischen einen eigenen, weiter im Aufbau befindlichen Programmbereich „Schiffe als Wissensspeicher“.
Mit Spannung werden indes auch exakte Untersuchungen zu den verschiedenen, einst beim Bau des Bootes auf der Kieler Germaniawerft verarbeiten Materialien erwartet. Dazu gehört zum Beispiel die Ermittlung der genauen Legierung des Stahls, aus dem seinerzeit der vollstän- dig genietete Druckkörper des Bootes, gefertigt wurde. Um diese Aufgabe wer- den sich etwa Fachleute der TU Claus- thal in Clausthal-Zellerfeld und das Ins- titut für metallische Werkstoffe der Uni- versität Magdeburg kümmern.
Ein anderes Augenmerk gilt den einge- bauten Akkumulatoren, in denen die elektrische Energie für den E-Antrieb sowie die Bordstromversorgung von U 16 gespeichert war. Hier liegt die For- schungshoheit beim Stadtmuseum Hagen. Die Stadt beherbergte über fast 130 Jahre hinweg entscheidende deutsche Industriefirmen, die sich mit der Entwicklung und dem Bau von Bat- terien aller Art beschäftigten, allen voran auch Akkus für U-Boote. Museumsleiter Dr. Ralf Blank, der als Experte auf dem Gebiet der Batterieforschung gilt, hob gegenüber „Leinen los!“ daher den gro- ßen Stellenwert dieser U 16-Bauteile für sein Haus hervor. „Das sind Teile, die uns bislang schlicht fehlten.“
Mehr als Stahlschrott
Im Verlauf der Presseveranstaltung wurde noch einmal klar, welch beson- deren Wert das anfangs als ein Haufen Stahlschrott und potenzielles Schiff-
fahrtshindernis eingestuften U 16 tat- sächlich darstellt. Für die verschiede- nen Experten im In- aber auch Ausland beginnen jetzt umfangreiche, span- nende Forschungsarbeiten. Damit sie erfolgreich ausgeführt werden kön- nen, sei es von größter Wichtigkeit, eng zusammenzuarbeiten. Und auch das wurde klar: Für den nicht auszuschlie- ßenden Fall eines erneuten maritimen Fundes im deutschen Küstenvorfeld werde es künftig ebenfalls bedeutsam sein, dass die verschiedenen Experten rechtzeitig zusammengeführt werden, sodass die richtigen Entscheidungen getroffen werden können. 7
Mensch.Schifffahrt.Meer.
Was bleibt wo von U 16
Aeoronauticum, Nordholz: Größeres Bauteil des Achterschiffs
Fahrzeug- und Technikmuseum Benne- ckenstein/Harz: Mittleres Rumpfteil mit Turm, Hecksegment mit Torpedoroh- ren und Antriebsaggregate
Militärhistorisches Museum der Bun- deswehr, Dresden: Vordere Torpedo- rohre und die Lafette für das ehema- lige Bordgeschütz
Museum Windstärke 10, Cuxhaven: Ankerkette und weitere Kleinteile
Stadtmuseum Hagen: Akkumulato- ren-Elemente sowie Kabelstrukturen zur weiteren technischen Erforschung
Verschiedene Museen in Deutschland: Diverse Kleinbauteile
Heck und Mittelteil des U-Bootes nach der Hebung in Cuxhaven
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Foto: Stefan Brending: Creative Commons by-sa-3.0 de

