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unterbrochen. Insgesamt zählt das Fregat- tenmodell 60 Bordkanonen. An der Besan- gaffel weht die schwarz-weiße Flagge von Preußen. Neben der napoleon hängt ein großer Kronleuchter. Er wurde 1733 von Prerower Fischern und Bauern gestiftet. Den optischen Mittelpunkt im Kirchenin- neren bildet ein barocker Kanzelaltar an der Ostseite. Er wurde vom Stralsunder Holzbildschnitzer Elias Keßler gefertigt und von dem Maler Johann Ölßner aus- gestaltet. Alle Altar-Bestandteile sind aus Holz, auch die Säulen mit Marmorimi- tation. Zur rechten Seite des Altars ent- stand um 1740 die spätbarocke Taufka- pelle. Das prachtvolle Holz-Schnitzwerk fertigte ein Künstler aus der Werkstatt des Bildhauers Michael Müller in Stral- sund.
Weitere Segelschiffsmodelle aus frühe- ren Zeiten symbolisieren die Verbindung des Ortes mit der See. Alle sind gestiftete Votiv-Dankesgaben aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Darunter befindet sich die kunstvoll gefertigte Dreimastfregatte peter Kreft. Sie wurde von dem nach Lon- don verzogenen Prerower Kreft unter eng- lischer Modellvorlage um 1870 in Spanten- bauweise gefertigt. Das Schiffsmodell besticht durch seine Präzision und Detail- treue. Ins Auge fallen Miniatur-Seemän- ner als plastische Spiegelverzierung und geschnitzte Galionsfiguren. Das Unterwas- serschiff ist weiß bemalt. Der Überwasser- teil des Modells ist bis zum Schanzkleid des Hauptdecks farblos lackiert. Die Beplan- kung von Vor- und Achterschiff sind in Grün gehalten. Sämtliche Verzierungen glän- zen in Gold. 42 Kanonen ragen aus dem Rumpf. Darüber sind die rot bemalten Pfortendeckel an der Bordwand befestigt. Rechts daneben hängt der Dreimaster teu- tonia, eine Schenkung von einem Zingster Bürger 1848. Im Gegensatz zu den ande-
ren Modellen hat die teutonia keine Segel. Die Takelage zeigt leichte Beschädigun- gen. Anker, Beiboote und Galionsfigur gingen mit der Zeit verloren. Der Rumpf ist grau-weiß bemalt. Im Rundheck sind 10 goldgerahmte Fenster eingearbeitet. Sämtliche Verzierungen am Vor- und Ach- terschiff glänzen in Gold. Zu erkennen sind 54 rote Batterie- und Hauptdeckpforten- deckel der Bordgeschütze in geöffneter Stellung. Ein Teil der Kanonen fehlt. Der Baumeister verwendete neben Holz und Draht auch Knochenmaterial für die Kano- nen, Stützen der Decksreling, die Bramsa- linge und das Handrad.
Mensch.Schifffahrt.Meer.
Halbsegelschiff Dreimastbark ohne Namen hinter Glas
Häuser ziert den rechten unteren Rahmen unter Glas.
An der Westseite der Kirche befindet sich in einem verglasten Kasten ein großes Buddelschiff mit der Bark apotHeKer die- sing und Schonerbrigg regulus. Das Bud- delschiff wurde 1985 von Kapitän Rudi Ehlert gestiftet.
Friedhofsanlage
Auf dem Friedhof befinden sich Grab- stätten von Seefahrern. U.a. das Grab des Seemanns Johann Segebarth (1833 bis 1919). Er absolvierte 1851 die Navi- gationsschule Prerow und 1853 in Stral- sund das Steuermannsexamen. Er ließ 1857 die Bark apotHeKer diesing in Wieck bauen, auf der er 25 Jahre als Kapitän fuhr. Nach seiner Fahrenszeit wurde er Gemeindevorsteher von Prerow. Johann Niemann (1866 bis 1963), Vormann der DGzRS in Prerow, rettete 70 Menschen aus Seenot.
Einzigartig im deutschen Ostseeraum sind die um das Kirchengebäude aufge- stellten 32 historischen Grabsteine, die der Sanierung bedürfen. Sie sind stei- nerne Zeugen von Seefahrt und Leben auf dem Darß. Abbildungen auf den Steinreliefs zeigen Schiffe mit gerefften
Buddelschiff mit Bark apotHeker diesing und Schonerbrigg regulus
Elf kleinere kunstvoll gestaltete Schiffsmo- delle, Halbschiffe unter Vollzeug in See, hängen unter Glas an den Seitenwänden des Kircheninnenraums. Dazu gehören die Viermastbark marie, das Vollschiff frieda und eine Dreimastbark ohne Namen. Ein Modell, die Bark louise, steht in einem Glaskasten. Die Schiffsmodelle wurden von Seeleuten gestiftet, die z.T. auf ihnen gefahren sind. Das an der Südwand hän- gende Halbschiffsmodell HedWig, ist eine Schenkung des Goldschmiedemeisters Karl Wendel in Prerow. Angefertigt hat es Kapitän Wallis aus Zingst. Es segelt unter Vollzeug mit schwarz-weiß-roter Flagge. Eine Küstenlandschaft mit Leuchtturm und
Segeln und im Sturm sowie Anker und Ruderblätter. Das Grabmal des Kapitäns Michael Kraeft (1754 bis 1835) aus Wieck gehört zu den schönsten des 19. Jahrhun- derts. Der Grabstein zeigt ein Schiff im Seegang vor Anker und die aufgehende Sonne am Horizont. Auf dem Sockel sind Zirkel, Anker und Ruder eingraviert. Das älteste, im Stein noch lesbare Sterbe- datum von 1730 ist dem Schiffer Asmus Buscher (Jg. 1660) gewidmet. Der Grab- stein vom Schiffer Johann Andreas Fahr- brodt (1772 bis 1845) aus Wieck zeigt das Relief der Galeasse dorotHea elisaBetH. Sie fuhr von 1819 bis 1835 unter seinem Kommando. 7
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