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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Trotzt seit Jahren Wind und Wetter Die Seemannskirche in Prerow
Ingo Pfeiffer
Das älteste Wahrzeichen von Prerow ist die 300-jährige Seemannskirche, gelegen am ehemaligen Mündungs- gebiet des Prerow-Stroms. Etwa 50 000 Bürger besuchen jährlich das historische Bauwerk.
Die dreischiffige Kirche wurde 1726 bis 1728 unter Pastor Martin Hen- rici in Fachwerkbauweise errichtet. Die
Kirche ist das älteste Gebäude auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und die einzige in der „Schwedenzeit“ (1648 bis 1815) erbaute. Das historische Bauwerk erinnert an eine mit der Schifffahrt eng verbundene Region, in der Kapitäne und Seeleute beheimatet waren und der Halbinsel zum Wohlstand verhalfen.
Kirchen-Bauwerk
Im Zeitraum 1740 bis 1830 erfolgten Umbauten vom Fachwerk- in Backstein- bau mit äußeren Mauerstützen, dem Strebewerk. Im Kircheninneren blieb die ursprüngliche Fachwerkkonstruktion erhal- ten. Im Mittelschiff schließt das Tonnenge- wölbe nach oben den Kirchraum ab. Die Seitenschiffe mit zurückgesetzten Empo- ren haben flache Decken. Mit der Sanie- rung 1985 wurde der Innenraum farblich erneuert. Holzteile erhielten einen grün- grauen Anstrich. Die Gestühls- und Empo- renfelder im barocken Blau der See erin- nern an die Zeit der Segelschifffahrt.
Der gemauerte Teil des Kirchenschiffes ist 30 m lang und 15 m breit. Ergänzt wird die Breite durch Vorbauten von Seitenschiffen mit jeweils 4 m. Die Außenmauern bis zur Traufkante sind 8 m hoch. Die Kirche blieb vom Sturmhochwasser 1872 verschont. Die damalige Wasserstandmarke ist am Ein- gangstor des Friedhofs markiert.
Der hölzerne Turm der Kirche diente bis zur Inbetriebnahme des Darßer Leucht- turms 1848, den Schiffen und Booten als Peilmarke zur Ansteuerung in den Prerow- Strom. Zimmermeister David Müller baute 1727 den 22 m hohen Turm. Seitdem trotzt der Vierkantständerbau Wind und Wetter. Die Nord- und Südseite des Turms wur- den inzwischen neu verschalt. Im Innern des Kirchturms befinden sich drei Glocken.
Winter auf der Halbinsel: Die Kirche mit dem Friedhofspark
Kircheninnere
Beim Betreten der Kirche fällt der Blick direkt auf das im Mittelschiff an der Decke hängende Schiffsmodell, die schwere Drei- mastfregatte napoleon. Der Namens- zug ist am Heckspiegel eingekerbt und bemalt. Mit 1,80 m Länge und Höhe ist es das größte und imposanteste Schiffs- modell (1850) unter den Exponaten. An Bord befinden sich fünf Beiboote. Der Wiecker Seemann Karl Bohn benötigte zur Anfertigung der Fregatte zehn Jahre.
In der Kirchenchronik von 1881 und 1934 ist das Modell unter den Namen germa- nia erwähnt. Die 5 cm hohe Galionsfigur zeigt den französischen Kaiser Napoleon Bonaparte in Uniform. Die Namensge- bung hat jedoch keinen Bezug zu den exis- tierenden Schiffen napoleon. Das Batterie- deck hat an Backbord und Steuerbord je 15 Geschützpforten mit geöffnetem Deckel und weitere 22 Pforten auf dem Haupt- deck. Im Spiegelteil sind zwei Geschütze integriert. Die Back umspannende Netzre- ling wird auf jeder Seite von 3 Geschützen
Halbsegelschiff HedWig mit Küstenlandschaft
16 Leinen los! 12/2025
Foto: Ingo Pfeiffer (3) Foto: René Rohloff

