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Mensch.Schifffahrt.Meer.
Munitionsaltlasten auf der Spur
Forschungsschiff alkor: Chemische Munition und Räumungseffekte im Fokus
Werner Schiebert
Wie wirken sich Munitionsaltlasten auf die Ostsee aus? Welche Technolo- gien können helfen, Altmunition sicher zu identifizieren? Und welche Effekte haben die ersten Räumungen auf die Umwelt? Diesen Fragen geht das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel mit drei aufeinan- der abgestimmten Forschungsausfahrten nach.
Am 14. Oktober startete die Expedi- tion mit der alKor in die südliche Ostsee. Während der 14-tägigen Ausfahrt wurden u.a. neue Unterwasser-Technolo- gien getestet. Besondere Schwerpunkte sind das Bornholmbecken, wo verklappte chemische Munition kartiert wird, sowie ein Monitoring in der Lübecker Bucht nach den jüngsten Probebergungen im August.
Unterwassertechnologie weiterentwickeln
Während der 14-tägigen Expedition untersuchten die Forschenden in drei Einsatzgebieten – Polen und Bornholm- becken, Lübecker Bucht sowie Kleiner Belt –, welche ökologischen Folgen alte Munitionsbestände haben, wie sich neue
Eine CTD-Rosette wird für Messungen und Wasserproben ausgesetzt. CTD steht für Leitfähigkeit, Temperatur und Tiefe (Conductivity, Temperature, Depth)
serroboter zum Einsatz, die akustisch den Meeresboden kartieren, hochauflösende Bilder und Videos liefern sowie Wasser- proben nehmen können. An Bord können die Proben mit dem eigens entwickelten mobilen Analysegerät auf Sprengstoff- Rückstände wie Trinitrotoluol (TNT) oder RDX (hochgiftiger Sprengstoff) unter- sucht werden. Ein Schwerpunkt der Fahrt lag auf der Weiterentwicklung der Unter- wasserfahrzeuge. Diese sollen künftig selbstständig Objekte erkennen, klassi- fizieren und ihre Kartierungsstrategien in Echtzeit anpassen können.
In der ersten Woche fanden Beprobun- gen von polnischen Gewässern sowie des Bornholmbeckens statt. Dort sind nach dem Krieg Chemiewaffen versenkt wor- den – wieviel davon noch auf dem Mee- resboden liegen und in welchem Zustand die Kampfstoffe sind, ist wenig unter-
Am 14. Oktober startete die Expedition AL642 mit dem Forschungsschiff alkor in die südliche Ostsee
Hunderttausende Tonnen konventionel- ler und chemischer Munition liegen seit den Weltkriegen auf dem Meeresboden der Ostsee. Die Metallhüllen korrodieren nach Jahrzehnten im Salzwasser und set- zen dabei giftige Stoffe frei. Um die Belas- tung der Ostsee mit Altmunition besser zu erfassen, unternimmt GEOMAR Kiel drei weitere Forschungsausfahrten in den Jahren 2025 und 2026.
Die alkor an der Pier am Seefischmarkt in Kiel am Vortag der Forschungsfahrt. Die autonomen Unterwasserroboter (AUV) Abyss und Luise stehen auf der Pier
Technologien im Einsatz bewähren und welche Effekte die ersten Proberäumun- gen auf die Umwelt zeigen. Dabei kamen autonome und ferngesteuerte Unterwas-
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Foto: Sarah Uphoff, GEOMAR
Foto: Julia Gehringer, GEOMAR
Foto: Julia Gehringer, GEOMAR


































































































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