Page 14 - Leinen los! 11/2025
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Deutsche Marine
Kurs Marine Eine Einführung
Marco Thiele/Johannes Peters*
Die veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen verlangen eine Neuausrichtung der Bundeswehr
und damit auch der Marine auf Landes- und Bündnisverteidigung – wofür sich in Deutschland der Begriff „Zeitenwende“ etabliert hat. Als Reaktion darauf hat der Inspekteur der Marine den „Kurs Marine“ angepasst und damit aus seiner Sicht die Voraussetzungen für eine kampfbereite Marine heute und in der Zukunft defi- niert. Wir, der Deutsche Marinebund (DMB) und das Institut für Sicherheitspo- litik an der Universität Kiel (ISPK), haben dazu sowohl den Inspekteur als auch wei- tere Expertinnen und Experten im mariti- men Sektor gebeten, uns ihre Gedanken zum Kurs aufzuschreiben. Ziel ist es, ver- schiedene Sicht- und Herangehenswei- sen zusammenzutragen und damit zum einen über die Wichtigkeit des Anteils Marine am „Maritimen“ zu informieren aber auch Material zur Diskussion zu lie- fern. „Was gibt es da zu diskutieren?“ mag
sich vielleicht die Eine oder der Andere jetzt fragen. Nun, an der Sache an sich nichts, das stimmt schon. Aber es geht nicht nur um die Zeitenwende der Streit- kräfte und damit auch der Marine. Es geht daraus folgend auch um Kriegstüchtigkeit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. So sehr wir alle – und Soldaten am meisten – einen Krieg vermeiden wollen, so sehr müssen wir einem potenziellen Angreifer zeigen, dass er diesen Krieg nicht gewin- nen kann! Daher brauchen wir auch die gesamtstaatliche Diskussion um Kriegs- tüchtigkeit, was alles dazu gehört und was jeder und jede Einzelne dazu beitragen können.
Und so sehr eine Fokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung ange- zeigt und notwendig ist, so dürfen wir doch nicht vergessen, dass der erste Kampfeinsatz einer deutschen Fre- gatte nicht in der Ostsee, sondern im Roten Meer erfolgte. Die sogenannte „Dimension See“ umfasst die Liefer-
wege der meisten Waren auf unserem Planeten. Von einem freien Zugang zu dieser Dimension hängt unser aller Wohl- stand ab. Eine zukunftsfeste Marine wird somit immer den Spagat leisten müssen, im zentralen Bündnisgebiet des Nord- atlantiks und der Nord- und Ostsee kampf- und abschreckungsfähig zu sein und gleichzeitig deutsche Interessen im Rahmen des internationalen Krisenmana- gements und der Marinediplomatie glo- bal zu vertreten. Dazu bedarf es letzten Endes einer materiell und personell gut ausgerüsteten Marine als Teil der Kriegs- tüchtigkeit, ebenso wie eine breite Infor- mation über unterschiedliche Faktoren der maritimen Kriegstüchtigkeit, zu der wir in dieser Ausgabe und auch zukünf- tig beitragen wollen. 7
* Marco Thiele, Fregattenkapitän und Vize- präsident des DMB
Johannes Peters, M.A., Abteilungsleiter Maritime Strategie & Sicherheit am ISPK
Marco Thiele
Johannes Peters
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Foto: privat
Foto: ISPK


































































































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