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F r i e d r i c h                            S c h i l l e r :
                                              Es schwinden jedes                           Kummers Falten, /
                                                so lang des Liedes                          Zauber walten.






                                           Vor 200 Jahren wurde

                                         Frédéric Chopin geboren


         Schönheit unter Schmerzen: Vor 200 Jahren wurde Frédéric Chopin, der ewige
                     Poet des Klaviers, in Zelazowa-Wola bei Warschau geboren.
                                                                        19. Februar 2010

                                                    Die einzige Fotografie von Chopin, aufgenommen 1849 in
                                                    seinen letzten Lebensmonaten.


                                                    Es  ist  nicht  bloß  Melancholie,  die  aus  Chopins
                                                    letztem Werk widerhallt. Es ist totale Resignation,
                                                    ein in Töne gegossenes „Ich kann nicht mehr“. Die
                                                    f-Moll-Mazurka  Op.  68.  Nr.  4,  entstanden  im
                                                    Frühjahr 1849, ist kaum zwei Minuten lang – aber
        doch  ein  vollgültiges  musikalisches  Testament.  Freilich,  Chopin  ist  keiner,  der  sein
        Ende  unangemessen  pompös  zelebrieren  würde.  Keine  großen  Fugen,  keine
        himmlischen Längen, keine musikalischen Opfer. Chopin stirbt, wie er gelebt hat: Er
        wahrt  die  Contenance.  Und  doch  verrät  die  seltsam  entrückte,  bittersüße
        Jenseitsmelodie  der  kleinen  Mazurka  viel  über  den  Zustand  des  Komponisten  in
        seinen letzten Lebensmonaten.

        Ungefähr in jenen Tagen, als Chopin seine letzten Noten zu Papier brachte, entstand

        die  einzige  Fotografie,  die  von  ihm  angefertigt  wurde.  Sie  zeigt  einen  frühzeitig
        gealterten Mann, dessen Alter von 39 Jahren man nur in Ansätzen ahnt. Die Augen
        sitzen tief, der Blick scheint einen Punkt weit jenseits der Kamera zu fixieren. Chopin
        ist  wie  stets  korrekt  gekleidet,  sein  braunes,  welliges  Haar  perfekt  frisiert.  Er  sitzt
        aufrecht und wirkt doch gebeugt. Der matte, skeptische Blick verrät, wie ernst es um
        ihn bestellt ist.

        Heute,  da  einige  seiner  Stücke  zu  Klassik-Welthits  verkommen  sind  –  das
        „Regentropfen-Prélude“, das „Fantasie-Impromptu“, die „Revolutions-Etüde“ – und
        die noble E-Dur-Etüde Op. 10 Nr. 3 unter dem peinlichen Titel        „In mir klingt
        ein Lied“   Schlagerkarriere gemacht hat, erscheint es beinahe verwunderlich, dass
        Chopin seinerzeit eine ästhetische Revolution auslöste. Seine Welt waren die Salons
        des Paris der 1830er Jahre, kulturelle Zentren einer amüsierfreudigen Elite.




                                                      Wilhelm  Gelhaus

                                           Orchideenstraße 7  ~  49661 Cloppenburg

                                                                                                                  20
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