Page 17 - Art Auction June 27, 2020 Lempertz (German Text)
P. 17

29
            Sehr große Figur eines bekrönten und geschmückten
            Buddha. Teak-Holz. Birma, Pagan. 12./13. Jh.
            Stehend auf einem Lotoskissen, gekleidet in eine langärmelige,
            enganliegende Robe, am Halsausschnitt ein breites Collier.
            Die linke Hand ist angehoben und hält ein kleines Objekt, das
            sowohl als Stoffstück aus der Robe als auch als Schriftrolle
            interpretiert wird, die rechte Hand hängt herab und die Hand-
            fläche weist in varada mudra nach außen. Die hohe Krone
            mit spitzen Lanzettformen und seitlich hinter den Ohren mit
            Rosetten verzierten herabhängenden Schmuckplatten. Reste
            von weißer Grundierung. Ornament über dem ushnisha fehlt,
            einige Fehlstellen. Schwarzer Sockel.

            Das Bildnis des gekrönten und geschmückten Buddhas wird
            unterschiedlich interpretiert. Es kann sich hier nicht um den
            historischen Buddha Shakyamuni handeln, der in Mönchs-
            gewändern dargestellt wird. Der reiche Schmuck legt die
            Vermutung nahe, dass Maitreya dargestellt ist, der Buddha der
            Zukunft, der als geschmückter bodhisattva auf seine Wiederge-
            burt hofft. Möglicherweise handelt es sich bei diesen Figuren
            auch um Idealportraits verstorbener Könige und Adeliger
            in Pagan. Denn einige von ihnen hinterließen Schriften, aus
            denen hervorgeht, dass sie sich für erleuchtete buddhisti-
            sche Herrscher hielten, die in ihren Leben außerordentliche
            Verdienste angehäuft hatten und daher die Chance hatten, als
            Buddha wiedergeboren zu werden. Oder es handelt sich um
            eine Kombination dieser Möglichkeiten: Die Darstellung eines
            historischen Königs, der als Maitreya wiedergeboren wird.


            Ähnliche Buddha-Figuren aus Holz wurden in den Tempeln
            der Stadt Bagan (Pagan) in Myanmar (Burma) gefunden, die
            Hauptstadt eines großen und mächtigen Königreichs mit zahl-
            losen Tempeln. Bei diesen Figuren handelt es sich möglicher-
            weise um Weihegabe der Pilger an die aus Ziegeln erbauten
            Tempel, deren Entstehungszeit meist früher liegt. Wie üblich
            ist auch diese lebensgroße Figur aus einem Stück Teak-Holz
            geschnitzt. Daher liegen die Arme eng am Körper an.
            189,9 cm
            Provenienz
            Privatsammlung, Süddeutschland

            Literatur
            Sylvia Fraser-Lu, Buddha images from Burma. Part 3: Wood
            and Lacquer, in: Arts of Asia, Jg. 11, Nr. 3 (Mai-Juni 1981), S.
            129-130 und Sylvia Fraser-Lu und Donald M Stadtner, Bud-
            dhist Art of Myanmar, Asia Society Museum, New York 2015,
            Nr. 21, S. 130-131
            € 30.000 – 50.000












                                                                                                           15
   12   13   14   15   16   17   18   19   20   21   22