Page 13 - Chronik der SPD Kaufungen
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Dann setzte die Vernehmung ein. Auch diesmal wurden  sie  von St.  vorgenommen, dem eine
        anscheinend ständig wechselnde Zahl von SA-Leuten dabei zur Seite stand.




        Die Angaben über die Zahl der in dem Raum anwesenden SA-Leuten schwankte zwischen 4 bis

        5 und 15 bis 16. In der Regel scheinen 10 bis 12 zugegen gewesen sein. Den Vorgeführten die
                                                                  mit Schimpfreden  und  Fußtritten  emp-
                                                                  fangen  wurden die bei diesen Anlässen
                                                                  üblichen  Fragen  über  Waffen,  Nachrich-
                                                                  tenmaterial  u.ä.m.  vorgelegt.  Auch ihre
                                                                  Antworten  mussten  in  der  Regel  schon
                                                                  um deswillen  unbefriedigend  für  Stein-
                                                                  metz ausfallen, weil sie über den Bestand

                                                                  an und den Verbleib von solchen Dingen
                                                                  nichts wussten.


                                                                        Amtsgericht Oberkaufungen




        Dann ertönte der ominöse Ruf: Nachhelfen! Darauf wurden sie mit Gummiknüppeln geschla-
        gen, mit Füßen getreten (Ch.) und an den Haaren gerissen (G.}. In einzelnen Fällen wurden
        die Behandlungen wiederholt (H.W.J. Wer sich wehrte (Ch., F. W.), wurde mit besonderem
        Nachtruck „behandelt ". Die  Schmerzensschreie  der  Misshandelten veranlasste in einzelnen
        Fällen die noch in den Zellen auf ihre „ Vernehmung " Wortenden, aus den Fenstern um Hilfe
        zu rufen (J.C.). Nach der sogenannten „Vernehmung "wurden die Betreffenden wieder in eine

        Zelle zurückgebracht.




        Später machten Steinmetz und sein Gefolge die Runde durch die Zellen, die zu diesem  Zweck
        aufgeschlossen  wurden.  Sie  kamen  „Ärmel  hoch  Kragen  auf, verschwitzt "(O.C.) in die ein-
        zelnen Räume und schlugen und traten von neuem auf die Misshandelten ein. Auch Kranke
        und  Kriegsbeschädigte (H. w., J.C.) wurden dieser Behandlung unterwarfen. (aus „Abriss der
        Geschichte des Ortsvereins (Niederkaufungen) ", Kaufungen 2000).





        Der Oberkaufunger praktische Arzt Dr. Krigar behandelte die Geschlagenen zunächst. Es wurde
        ihm aber von Nationalsozialisten verboten weitere medizinische Hilfe zu leisten. Doch konnten
        sich Katharina Goßmann und Wilhelm Binzel auch an Aussagen von Augenzeugen erinnern,
        wonach die Niederkaufunger SA-Leute selbst nicht geschlagen  haben sollen.


        Einige aus dieser Gruppe sollen versucht haben, unerkannt wieder  nach Hause zu kommen,
        weil sie offenbar selbst von den Auswirkungen und der Brutalität bei den „Verhören "im Amts-
        gericht Oberkaufungen überrascht waren.
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