Page 9 - Chronik der SPD Kaufungen
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1924
                                    REICHSBANNER SCHWARZ- ROT-GOLD



        Gemeinsam  mit   DDP  und   Zentrum   gründeten  die  Sozialdemokraten  im  Februar  1924
        die   republikanische   Selbstschutzorganisation  Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, die starken

        Zulauf hatte und zu 80 % aus Sozialdemokraten bestand. Die Bewegung bildete sich im sel-
        ben  Jahr  auch in Niederkaufungen. Die jungen Männer trugen grüne  Hemden ,  um sich
        abzuheben und deutlich zu unterscheiden von den „Braunhemden/  Nationalsozialisten " und
        „Schwarzhemden/ Kommunisten ".




                                                          Wilhelm Binzel berichtete dem Autor hierzu am
                                                          6. Januar 1994, dass die jungen Männer, insbe-
                                                          sondere vor der entscheidenden Reichstagswahl

                                                          1933, die Reichsbannerbewegung als Fabrikarbei-
                                                          ter und Gewerkschafter stark unterstützt hätten.
                                                          Heinrich  Böhling  (genannt  „langer  Böhling),  der
                                                          als kaufmännischer Angestellter in einem Kasse-
                                                          ler Großhandel arbeitete, habe grünen Stoff be-
                                                          sorgt aus  dem  dann  der  Schneider  Ludwig Böh-
                                                          ling Hemden genäht habe.

                                      Niederkaufungen



        Der Stoff reichte für  etwa  sieben Hemden. die  u. a. von Karl Mühlhausen, Heinrich Döring,

        Ludwig Böhling, Wilhelm Pritsch und Wilhelm Binzel getragen wurden.




        Die Reichsbannerbewegung in Niederkaufungen hatte eine eigene rote Fahne mit goldener
        Schrift. Sie wurde in den Jahren der Nazidiktatur 1933 - 1945 von Heinrich Goßmann in seinem
        Haus Auestraße 2 versteckt. Nach dem Bericht seiner Witwe Katharina Goßmann wurde die
        Fahne auf dem Dachboden noch in Verwahrung gehalten, als die Amerikaner im März / April
        1945 in Niederkaufungen einmarschierten.





        Die Besatzer suchten intensiv nach Nazi-Emblemen, die sie zum Teil gar nicht genau kannten
        und zuordnen konnten. Fahnen waren dabei besonders verdächtig und konnten ein Grund
        sein, angeklagt zu werden. Als man Heinrich Goßmann im Dorf erzählte, dass andernorts sogar
        Menschen erschossen wurden. weil bei ihnen eine Vereinsfahne gefunden wurde. habe er in
        dieser turbulenten Zeit voller Angst und Unruhe die Fahne beseitigt, um sich und die Familie
        zu schützen.
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