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Behavioral Optometry
BOAF
Volume1 Number1 2012
räume erfordert. Umgekehrt können diese Linsen in einigen Fällen hilfreich sein, da sie tat- sächlich eine Bewegung des Halses auslösen. Patienten mit reduzierten funktionellen Ge- sichtsfeldern zeigen einen redu- zierten klaren Nahsehbereich, was dazu führt, dass sie sich zu nahe zum Bildschirm vorlehnen und dies zu Beschwerden im Nacken-, Rücken- und Schul- terbereich führt.
ii) „A“ und „V“ Syndrome rühren von der Kopfhaltung oder Kopfneigung her (De- pression)
Eine Reihe unserer Patien- ten haben eine Exophorie, eine latente Neigung zu einer diver- genten Augenstellung, die sich bei einem Blick nach oben ver- größert nennt man eine „V“ E- xophorie oder sich beim Blick nach unten vergrößert nennt man „A“ Exophorie. Bei einer Erhöhung des Kopfs tritt eine "V" Exophorie auf, um die Au- gen in einer geringeren Exopho- rie zu positionieren, und eine entsprechende Position mit den geringsten Anstrengungen aus- führen, um die Binokularität zu erhalten. Ebenso bei einer Nei- gung des Kopfes tritt eine „A“ Exophorie auf. Dies kann in sich jedoch Beschwerden im Na- ckenbereich geben, das zu Muskelnermüdung und Kopf- schmerzen führt. Dies kann ein besonderes Problem sein, wenn man für längere Zeit an einem Computer arbeitet oder ähnli- che visuelle Aufgaben verrich- tet.
iii) Augenbewegungsprob- leme und Kopfschräghaltung
bei Kindern mit Schulschwie- rigkeiten
Es wird angegeben, dass 70% der Kinder mit Schul- schwierigkeiten, 75% der Er- wachsenen mit Bildungsschwie- rigkeiten und 90% der jugend- liche Straftäter, Probleme in der Augenmotorik haben sollen (nach einer Therapie fiel die er- neute Straffälligkeit von 70% auf normale 30% 4
Man kann beobachten, wenn man einen Motilitätstest der Augenfolgebewegungen durchführt (ohne den Kopf zu stützen), dass diese Kinder es bevorzugen, Kopf- anstatt Au- genbewegungen durchzuführen und in einigen Fällen den Kopf so übermäßig drehen, dass die Augenbewegungen in die ent- gegengesetzte Richtung als die gewünschte Richtung gingen – man muss sich hier nicht wun- dern, dass sie Leseprobleme haben.
Sehr oft werden diese inef- fizienten Kopfbewegungen mit Kopfneigungen begleitet und bei einer weiteren Untersuchung hat sich eine Skoliose in vielen Fällen manifestiert.
In diesen Fällen, werden beim Messen der funktionellen Gesichtsfelder öfters eine er- hebliche Einschränkung und einen gelegentlichen „dural tor- que“ (5) (Verlagerung oder Ver- kippung des physiologischen Blindenfleckes) aufgezeichnet.
4) Inkommittente Hetero- phorien / Tropien
Phorien oder Tropien kön- nen bei verschiedenen Blick- winkeln variieren. Dadurch kön- nen, durch die Strukturen des Körpers, unterschiedliche kom- pensatorische Kopfneigungen / -drehungen mit resultierenden Anpassungen, entstehen. Dies kann zu einer verstärkten Ab- nutzung des Skelett- und Mus- kelsystems führen. Diese Wir- kung verschlimmert sich, wenn die Person auch an arthritischen Problemen leidet.
5) Strabismus, Ambliopie oder Blindheit
Wenn eine Person faktisch "Einäugig" bedingt durch Am- bliopie, Suppression oder blind ist, wird es visuell am wirkungs- vollsten sein, wenn der Kopf gedreht wird, um ein größeres verfügbares Feld zu bekommen, damit das „gute“ Auge den Ge- sichtfeldverlust durch das Hin- dernis der Nase ausgleicht. Die- se erworbene zyklische zervika- le Rotation kann zu Schulter- und Beckengürtelverdrehung führen. Hals-, Rücken-, Hüft- und Beinprobleme können da- raus resultieren. Die Person zeigt dies mit Gang-, Stand- und Balanceunstimmigkeiten.
6) Schlecht angepasste Brille
Bei schlecht angepasste Bifokal- oder Gleitstärkengläser, besonders wenn die „schwe- ren“ Billigbrillengläser von der Nasenposition herunter rut- schen, wird der Lesebereich zu tief sein, um eine komfortable Leseposition zu haben. Das Er-
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