Page 40 - Serviert das Magazin Heft 3
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Thomas Günter
SECRETUM LIBELLUS
Zeit
eine science-fiction- kurzgeschichte
einer kosmischen Kraft in Berührung gekommen. Kein einziger Kataklysmus hatte für eine Änderung der Flora und Fauna gesorgt. Die erste entstandene Art dominierte das Leben auf diesem Planeten vom Tag der Schöpfung an.
Amöben, die sich zu intelligenten Schwärmen zusammenfanden und begannen ihre Umwelt zu erobern und zu beherrschen.
Sie verleibten sich alles, ohne zu differenzieren, ein.
Die anderen Entitäten waren entsetzt, als sie dieses Produkt der Schöpfung erkannten. Es widersprach jedem ihnen bekannten Gesetz der Natur.
Dennoch existierte es. Und nun befand sich eins ihrer Schiffe gefährlich nahe. Nur wenige millionen Lichteinheiten entfernt.
Es zog seine Sensoren zurück. Denn so wie Es das feindliche Raumschiff bemerkt hatte, konnten auch sie die Entität entdecken.
Eine neue Wahrnehmung machte sich breit. Es wusste nicht, wie Es es beschreiben sollte. Aber es ähnelte dem, was sie empfanden, als sie das erste Mal auf die Maxchaputen trafen.
Am Rand eines der Spiralarme manifestierte sich die Kugel erneut im Realraum. Es bewunderte die Komplexität. Die Sternensysteme lagen dicht beieinander und dennoch balancierten sie sich gegenseitig aus. Keines störte die Gravitation des anderen.
Die Entität befand sich an der Übergangszone zwischen zwei Sonnensystemen. Beide wurden von einer Wolke aus Staub und Gesteinsbrocken umgeben, die einander am Rand überlappten. Sie bildeten eine perfekte Schutzhülle für
die zarten Planetenpflanzen, die im Inneren wuchsen.
Die vier äußeren Gasriesen waren alle von Ringen umgürtet. Der Erste war von einem tiefen, friedlichen Blau. Der darauffolgende von einem blassen Grün, der nächste, der mit den deutlichsten Ringen, war von zart gelber Farbe und der letzte, der mit Abstand größte, der beinah zu einer zweiten Sonne mutiert wäre, war von wilden Rot- und Orangetönen gezeichnet.
Es fehlte ihm nur ein klein wenig an Masse, um die Fusion der einkernigen Atome zu starten.
Danach folgten fünf Steinplaneten. Wobei die drei Innersten sich noch in ihrer Entstehungsphase befanden. Sie existierten nur als winzige glühende Schlackehaufen.
Die Entität zog die Ausdehnung der Raumzeit zusammen, um nicht das empfindliche Gleichgewicht der Gravitation der Planeten zu beeinflussen. Es fühlte sich von jetzt ab beengt in der Kapsel, doch das ertrug Es, zum Schutz dieses jungen Systems.
Vorsichtig glitt es an den äußeren festen Himmelskörper heran. Seine Sensoren ertasteten eine ungeheure Schöpfungskraft. Es war verblüfft, wie schnell die lebende Materie sich neuen Umständen, unterschiedlichen Lebensbedingungen anpasste.
Nach nur wenigen hundert Planetenumläufen um das Zentralgestirn hatte sich das Leben an veränderte Faktoren angepasst. Es wuchs und gedieh. Es entwickelte und wandelte sich in stetigen Fluss.
Fasziniert beobachtete die Entität die Vielfalt, die sich vor ihm ausbreitete. Es glaubte zu verstehen, warum dieses System ausgesucht worden war.
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