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MASPALOMAS UND PLAYA DEL INGLÉS



        – ZWEI STRÄNDE FÜR EIN PARADIES





          Wenn  morgens  sonnenhungrige  Urlauber  tausende  Lie-
          gen und Schirme belegen, werden die Strände El Inglés
          und Maspalomas zu dem Ansichtskartenmotiv, das in al-
          ler Welt als Werbemittel für die Destination Maspalomas
          zum Einsatz kommt. Genau genommen handelt es sich
          um einen einzigen, fast sieben Kilometer langen Strand
          aus feinem, goldenen Sand mit durchschnittlich 100 Me-
          ter Breite. Bis zum Beginn des Tourismusbooms in den
          1960er  Jahren  wurde  dieser  Küstenabschnitt  überhaupt
          nicht als Strand bezeichnet sondern einfach als „Bahía de
          Maspalomas“, als Bucht von Maspalomas. Erst als der Fe-
          rienort entstand, bürgerten sich die Namen für die Strände
          ein, die als Hauptattraktion Gran Canarias die Massen auf
          die Insel locken.

          Untrennbar mit dem Strand verbunden sind die Dünen von
          Maspalomas. Sie sind aus dem gleichen goldenen Sand
          und ergeben zusammen das Bild, das die Besucher er-
          warten. Am westlichen Ende der wandernden Sandhügel
          liegen der Teich und der Palmenhain, die zusammen mit
          den Dünen zum Biosphärenreservat von Maspalomas ge-
          hören. Ein Naturschutzgebiet, dessen Entstehung Gegen-
          stand unterschiedlicher Theorien ist. Eine davon macht
          das Erdbeben von Lissabon mit dem anschließenden Tsu-
          nami im Jahr 1755 dafür verantwortlich, andere Wissen-
          schaftler vertreten die These, dass die Dünen im Laufe
          von Millionen Jahren gewachsen sind.

          Die Vertreter der Tsunami-Theorie verweisen auf das Feh-
          len jeglicher Erwähnung der Dünenlandschaft vor 1838.
          Dass der Tsunami Gran Canaria erreicht hat, ist dagegen
          dokumentiert. Die Universität von Las Palmas hat 2008
          geologische Untersuchungen angestellt, die auf entschei-
          dende  Veränderungen  der  Sedimente  im  fraglichen  Zeit-
          raum hinweisen. Dies könnte allerdings ebenso auf Tro-
          penstürme zurückzuführen sein, allerdings gibt es auch
          keine Belege für einen Sturm dieses Ausmaßes in der
          fraglichen Zeit.

          Woher die Dünen auch stammen mögen, der Teich „Char-
          ca de Maspalomas“ existierte schon, als Kolumbus
          1502 das Trinkwasser für seine dritte Überfahrt daraus
          entnahm. Auch der Palmenhain dürfte damals bereits für
          Schatten gesorgt haben, denn archäologische Funde be-
          legen eine frühe Besiedlung der Zone, die dank dem Teich
          zu den fruchtbarsten Gebieten im Süden der Insel gehör-
          te. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts gab es nur ein paar
          Ziegenhirten und Tomatenfelder, die keine Gefahr für das
          sensible Gleichgewicht der Dünenlandschaft bedeuteten.
          Das änderte sich mit dem Bau des Ferienortes Playa del
          Inglés. Vor allem die Gebäude auf der Landzunge, die in
          die Dünen hineinragt, dort, wo heute das Hotel Riu Palace
          steht, beeinflussten die natürliche Wanderung der Dünen
          durch Ablenkung der Winde und als Hindernis für den Flug
          der Sandkörner.
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