Page 106 - Was will Gott_Neat
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seinen Gehorsam gegen Vater und Mutter verachten,
           sondern immer bedenken: Das Werk ist ein Werk des
           Gehorsams und was ich tue, tue ich nicht wegen einer
           anderen Meinung, auch nicht aus meiner Würde her-
           aus, sondern im Gehorsam gegen Gottes Gebote. Dar-
           auf will ich mich berufen und stützen: nicht um meiner
           Würdigkeit willen, sondern des Gebotes willen. Also
           gilt auch hier: Was und wofür wir bitten, sollen wir
           so ansehen, dass es von Gott gefordert und in seinem
           Gehorsam getan ist und so denken: Um meinetwillen
           bräuchte ich das nicht, aber es soll gelten, weil Gott es
           geboten hat. Also soll jeder, der um etwas bittet, immer
           im Gehorsam dieses Gebotes zu Gott kommen.
               Darum bitten und ermahnen wir jedermann nach-
           haltig, sich das zu Herzen zu nehmen und das Beten
           nie zu verachten. Denn bisher hat man in Teufels Na-
           men so über das Beten gelehrt, dass niemand darauf
           geachtet hat; jeder hat gemeint, es sei genug, das Werk
           zu verrichten, egal, ob Gott es erhört oder nicht. Das
           heißt aber, das Gebet in den Wind schlagen und nur
           so hin gemurmelt sei ein verlorenes Gebet. Wenn wir
           uns durch solche Gedanken beirren und abschrecken
           lassen: Ich bin nicht heilig oder würdig genug; wenn
           ich so fromm und heilig wäre wie Petrus oder Paulus, so
           wollte ich beten. Weit weg mit solchen Gedanken, denn
           das gleiche Gebot, nach dem Paulus gehandelt hat, gilt
           auch für mich. Du solltest besser sagen: Mein Gebet,
           das ich tue, ist ebenso köstlich, heilig und Gott gefällig
           wie das von Paulus und anderen Heiligen; Ursache: Ich
           will ihn gerne heiliger sein lassen, soweit es seine Person
           betrifft, aber nicht, soweit es das Gebot betrifft; denn
           Gott sieht auf unsere Gebete, nicht um unserer Person
           willen, sondern um seines Wortes und unseres Gehor-
           sams willen. Auf dieses Gebot Gottes, auf das alle Hei-


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