Page 110 - Was will Gott_Neat
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wenn das Gebet richtig und gut gebetet wird.
Denn das sollen wir wissen, dass unser Schirm
und Schutz allein im Gebet besteht. Wir sind viel zu
schwach gegenüber dem Teufel, der sich mit seiner
Macht und seinem Anhang uns entgegenstellt; sie
könnten uns wohl mit ihren Füßen zertreten. Darum
müssen wir darauf achten und zu den Waffen greifen,
mit denen die Christen gerüstet sein sollen, um gegen
den Teufel zu bestehen. Denn wer, meinst du, hat bis-
her so viel ausgerichtet, dass wir die Ratschläge und Plä-
ne, den Mord und Aufruhr unserer Feinde abgewehrt
haben, mit denen der Teufel versucht hat, uns samt dem
Evangelium zu vernichten, wenn nicht die Gebete vie-
ler frommer Leute wie eine Mauer aus Eisen auf unserer
Seite dazwischengekommen wären und uns geschützt
hätten. Sie hätten sonst etwas ganz anderes beobachten
können, nämlich wie der Teufel ganz Deutschland in
seinem eigenen Blut ins Verderben gebracht hätte. Sie
können jetzt ruhig darüber lachen und spotten, wir
aber werden sowohl unsern Feinden als auch dem Teu-
fel gegenüber Manns genug sein allein mit der Kraft des
Gebetes, wenn wir nur fleißig weitermachen und nicht
träge werden. Denn wo immer ein frommer Christ be-
tet: Lieber Vater, lass doch deinen Willen geschehen,
spricht Gott droben: Ja, liebes Kind, so soll es sein und
geschehen, dem Teufel und aller Welt zum Trotz. Das
ist nun als Mahnung gesagt, dass man vor allen Din-
gen lernt, das Gebet wertzuschätzen und den richtigen
Unterschied zwischen Geplapper und Bitte erkennt.
Denn wir verwerfen nicht das Gebet, sondern das ganz
unnütze Heulen und Murren, wie auch Christus selbst
langes Geschwätz verwirft und verbietet. Nun wollen
wir das Vater Unser auf das Kürzeste klar behandeln.
Da ist nun in sieben Artikeln oder Bitten alle Not nach-
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