Page 112 - Was will Gott_Neat
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Nun wird er von uns entweder durch Worte oder durch
Taten entheiligt (denn was wir auf Erden tun, ist entweder
Wort oder Tat, Reden oder Handeln).
Erstens also: Wenn man unter Berufung auf den
Namen Gottes etwas Falsches und Verführerisches pre-
digt, lehrt und redet, sodass sein Name die Unwahrheit
bemänteln und beschönigen muss, ist das die größte
Schande und Unehre seines göttlichen Namens, außer-
dem auch da, wo man den heiligen Namen als Deck-
mantel zum Schwören, Fluchen, Zaubern usw. benutzt.
Zweitens, auch durch ein offenkundig böses Leben
und Handeln, wenn jene, die sich Christen und Got-
tes Volk nennen, Ehebrecher, Säufer, Geizhälse, Neider
und Verleumder sind. Da wird gleichfalls Gottes Name
unsertwegen in Schande gebracht und gelästert. Denn
wie es auch einem leiblichen Vater eine Schande und
Unehre ist, der ein böses, ungeratenes Kind hat, das
mit Worten und Werken gegen ihn handelt, sodass er
um seinetwillen verachtet und geschmäht wird, so ist
es auch für Gott eine Unehre, wenn wir, die wir nach
seinem Namen genannt sind und allerlei Güter von ihm
haben, anderes lehren, reden und leben als fromme und
himmlische Kinder, sodass er hören muss, dass man von
uns sagt: Wir müssen nicht Gottes, sondern des Teufels
Kinder sein.
So siehst du, dass wir in diesem Stück genau das
erbitten, was Gott im zweiten Gebot fordert, nämlich
dass man seinen Namen nicht missbrauchen soll zum
Schwören, Fluchen, Lügen, Betrügen usw., sondern ihn
zu Gottes Lob und Ehre nützlich gebraucht. Denn wer
den Namen Gottes zu irgendetwas Bösem gebraucht,
der entheiligt und entweiht diesen heiligen Namen,
so wie man früher eine Kirche entweiht nannte, wenn
ein Mord oder ein anderes Verbrechen darin begangen
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