Page 115 - Was will Gott_Neat
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angenommen wird, in uns wirkt und lebt; dass also dein
Reich zu uns komme durch das Wort und die Kraft des
Heiligen Geistes und dass das Reich des Teufels be-
zwungen wird, dass er weder Recht noch Macht über
uns hat, so lange, bis es endlich ganz zerstört, Sünde,
Tod und Hölle ausgerottet werden und wir ewig leben
in Gerechtigkeit und Seligkeit.
Aus dem siehst du, dass wir hier nicht um Geld
oder zeitliches, vergängliches Gut bitten, sondern um
einen ewigen unbeschreiblichen Schatz und alles, was
Gott geben kann, auch wenn es viel zu groß ist und es
einem menschlichen Herz nie in den Sinn kommen
würde, so etwas zu begehren, weil er es uns selbst ge-
boten hat, darum zu bitten. Aber weil er Gott ist, will er
auch dafür geehrt werden, dass er viel mehr und reich-
licher gibt, als man es begreifen kann; wie eine ewige
Quelle, die, je mehr sie fließt und überläuft, umso mehr
gibt; er begehrt von uns nicht mehr, als dass wir so vie-
le und große Dinge von ihm erbitten, und zürnt, wenn
man nicht voller Zuversicht bittet und fordert.
Zum Beispiel: Wenn der reichste, mächtigste Kai-
ser einem armen Bettler sagt, erbitte von mir, was du
willst, und er bereit ist, ein wirklich kaiserliches Ge-
schenk zu geben, der Bettler aber nur um einen Teller
Suppe bittet, würde man den nicht einen Narren nen-
nen, so als ob er den kaiserlichen Befehl verhöhnt und
verspottet und es nicht wert sei, ihm unter die Augen
zu kommen. Genauso ist auch unser Verhältnis zu Gott,
wenn wir nicht einmal um eine Scheibe Brot bitten und
es missachten, dass er uns unglaublichen Reichtum an-
bietet und verspricht. Das ist die Schuld des schänd-
lichen Unglaubens, der sich von Gott nicht einmal so
viel erhofft, dass er sich davon den Bauch füllen kann,
geschweige denn, dass er solche ewigen Güter von Gott
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