Page 17 - Was will Gott_Neat
P. 17

Beispiel des Gegenteils klarmachen. Es gibt manche,
            die meinen, sie haben von allem genug – auch von Gott
            – wenn sie Geld und Gut haben, verlassen sich darauf
            und brüsten sich damit, versteifen sich so sicher darauf,
            dass sie auf niemanden etwas geben. Siehe, so einer hat
            auch einen Gott, der heißt Mammon, das ist Geld und
            Gut, worauf er all sein Herz setzt. Das ist der häufigs-
            te Abgott auf Erden. Wer Geld und Gut hat, der fühlt
            sich sicher, ist fröhlich und unerschrocken, als sitze er
            mitten im Paradies; und wiederum, wer keines hat, der
            verzweifelt und verzagt, als wisse er von keinem Gott.
            Denn man wird nur wenige finden, die guten Mutes
            sind, nicht trauern oder klagen, wenn sie den Mammon
            (Abgott) nicht haben; dieses klebt und hängt der Na-
            tur an bis ins Grab. Aber auch wer darauf vertraut, dass
            er große Kunst, Klugheit, Macht, Gunst, Freundschaft
            und Ehre hat, der hat auch einen Gott (Abgott oder
            Götzen), aber nicht diesen rechten, einigen Gott. Da
            siehst du wieder, wie vermessen, sicher und stolz man
            ist  auf  solche  Güter  und  wie  verzagt,  wenn  sie  nicht
            vorhanden sind oder entzogen werden. Darum sage ich
            noch einmal, dass die rechte Auslegung dieses Stückes
            ist: Einen Gott haben heißt etwas haben, worauf das
            Herz sich total verlässt.
                Siehst  Du,  was  wir  in  der  Blindheit  unter  dem
            Papsttum gemacht und getan (auch heute noch) haben:
            Wenn jemandem ein Zahn wehtat, der fastete und
            feierte St. Apollonia; fürchtete er sich vor Feuers-
            not, so machte er St. Lorenz zum Nothelfer; fürchte-
            te er sich vor Pestilenz, so machte er ein Gelöbnis zu
            St. Sebastian oder Rochus und unzählige Gräuel mehr,
            da jeder seinen Heiligen wählt, zu ihm betet, ihn um
            Hilfe in der Not anruft (sie streiten es heute ab, aber tun es im-
            mer noch). Hierher gehören auch die, die es gar zu grob


                                                           17
   12   13   14   15   16   17   18   19   20   21   22