Page 15 - Festschrift-Aktuell
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den, denn nicht alle kehren wieder. Als Schwei-     Am 23. Oktober kam Jj. Peterhans nach seiner
          zer Soldaten zogen an die Grenze die Joldjungen     Verwundung im Feld, rekonvaleszent auf Besuch.
          Huber Ernst, Hubschmidt Georg und Lehmann  Es ist klar, dass im ersten Kriegsherbst keine Nei-
          Fritz. Leider entriss uns der unerbittliche Tod     gung für ein grosses Stiftungsfest vorhanden war,
          wenige Wochen darauf, am 9. September schon,        schon wegen der großen Risiken. Dagegen wurde
          den joldtreuen, braven Jj. Salzberger. Wenige Ta-   in der „Sonne“ eine Festsitzung mit kleiner Vari-
          ge nur vor dessen Heldentod schickte er uns ei-     été-Vorstellung mit Erfolg abgehalten. Auch die
          nen freudigen Kartengruß, worin er der Hoffnung  Kinder-Weihnachts-Bescherung wurde, wie üb-
          auf baldiges Wiedersehen Ausdruck gab und mit       lich, in der  „Werdburg“ abgehalten, unter der
          den tröstlichen Worten schloss:  „Eine jede Kugel   ausdrücklichen Begründung, dass man die Kinder
          trifft ja nicht!“ Und die Kugel, die ihn als ersten   den Wahnsinn des Krieges nicht entgelten lassen
          unserer Jj. niederstrecken musste, steckte schon    wolle.
          im feindlichen Gewehr! Ja, der Krieg verschlingt    Von allen Seiten kamen Rufe um Hilfe. Krank-
          die Besten! Allerdings kamen einige als wurmsti-    heit und Kriegsnot pochten an viele, viele Türen.
          chig befundene Mitglieder zurück, die Jj. Hölzl,    Man tat, was man konnte. Aber was war das unter
          Marzius Proneth und Willkoff. Auch einige           so vielen! Kein Wunder, wenn die obligate Fide-
          Schweizer waren dabei.                              litas keine Stimmung mehr vorfand und man sich
           Infolge der  durch die allgemeine Mobilmachung     mit dein geschäftlichen Teile begnügte, fanden
          entstandenen, stockenden Geschäftslage, kamen       sich doch meistens nur 20 -30 Mitglieder ein, ja
          die Artisten in eine äusserst schwierige Lage.      später noch viel weniger. Am 11. Stiftungsfest,
          Spielbewilligungen wurden keine mehr erteilt,  am 9. Dezember 1915, waren im „Rothaus“ an
          bis es dem Nestor unserer Sektion. Jj. Christ ge-   der Marktgasse, gar nur 10 Jj., 2 Gönner und 1
          lang, beim Gewerbe Kommissär Bewilligungen          Gast anwesend. Wie brachten diese die Fr. 392.--
          wenigstens für Samstag und Sonntag zu erwir-        als Ergebnis zusammen?
          ken. Aber die Wirte selber wollten nicht mehr       In diese Zeit fallen eine Unmenge vierzeiliger
          spielen lassen, mindestens keine Singspiele mehr.  Protokolle, aus den Verbands-Nachrichten he-
          Einer Viererkommission gelang es      trotz vieler   rausgeschnitten und einfach einklebt. So wird
          Mühe nicht, bereitwillige Wirte zu finden. Zur      über die Geschäfte der dreieinhalb Stunden dau-
          teilweisen Milderung der Lage wurde dann be-        ernden Generalversammlung vom 8. Januar 1915
          schlossen, je zwei Sitzungen des Monats außer-      kein Wort überliefert, als dass Präses Scheuring
          halb des Lokales, bei Gönnern abzuhalten, sowie     infolge der unaufhörlichen Stänkereien eines be-
          periodisch Wohltätigkeits-Konzerte zu veranstal-    reits ausgetretenen Mitgliedes zurücktreten wolle,
          ten, zugunsten notleidender Artisten und deren      sowie was der Interimskassierer Marcelly erklär-
          Familien, was fleißig geschah. Auf anonyme De-      te, selten eine so schöne Generalversammlung er-
          nunziationen hin, die der Verteilung der dabei ge-  lebt zu haben.
          sammelten Gelder als unrichtig bezeichneten,        Der Soldaten wurde fleißig gedacht. Beim Wie-
          wurden die Spielbewilligungen wieder entzogen,      dereinrücken der 5. Division, bot man unsern Jj.
          dann aber auf direkte Intervention  hin und nach    am  20. August 1915 schöne Abschiedsfeiern mit
          Vorlage der Ausweise über die korrekte Ver-         gemütlichem Teil an. Den im Felde oder an der
          wendung der Gelder, gegen die üblichen Taxen        Grenze liegenden Jj. wurde auf Antrag Scheuring
          wieder erteilt. Wer die anonymen Helden waren,  die Mitgliedskarte pro erste Hälfte 1915 gratis
          wurde freilich nur gemunkelt.                       überlassen und ausserdem bekamen speziell die
          Wie zu erwarten, lief auch gleich alles Sturm       Soldaten im Felde oft schöne Liebespakete.
          auf das ca. Fr. 900.-- betragende Vereinsvermö-     Am 17. Dezember 1915 bekamen wir zum ersten
          gen, indem die phantastischsten Vorschläge ge-      mal Nachricht von einem Artistenverein in Lu-
          macht wurden, wie das Geld zur Linderung der        zern. Er muss sich nicht lange gehalten haben,
          Not zu verwenden sei. Aber die Versammlung          denn nicht einmal eine gebrochene Säule kündet
          blieb je weilen taub gegen allzu leichtfertige      noch von dieser verschwundenen Pracht.
          Aufteilung dieser finanziellen Grundlage, die       Am 29. Dezember 1915 musste dann Jj.  Präses
          später viel bessere Verwendung finden sollte.       Scheuring, der im Sektionsleben aufgegangen
          Infolge dessen gaben Nestor Christ und Jj. Gau-     war und der den Ruf seiner Heimat diesmal un-
          gler sen. ihren Austritt, der schmerzlos geneh-     aufschiebbar erhalten hatte, sein Amt an Jj.
          migt wurde.                                         Jacques Hochstrasser abtreten, der dasselbe aber
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