Page 372 - Aufruf zur Einheit
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Aufruf zur Einheit
auf wei sen. Eine le ben de Zelle ist kom pli zier ter auf ge baut, als je -
de vom Menschen er fun de ne Technik. Auch heu te kann ei ne
Zelle selbst in den mo derns ten Laboratorien der Welt nicht mit
Hilfe or ga ni scher Chemie künst lich er zeugt wer den.
Die Voraussetzungen zur Zellbildung sind schon rein
quan ti ta tiv zu hoch, um durch zu fäl li ge Ereignisse er klärt wer -
den zu kön nen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Proteine – die Bau-
steine der Zelle – sich zu fäl lig syn the ti sie ren, be trägt für ein
durch schnitt li ches, aus et wa 500 Aminosäuren be ste hen des Pro-
tein 1 zu 10 hoch 950. Mathematisch gilt schon ei ne Wahr-
scheinlichkeit, die klei ner ist als 1 zu 10 hoch 50 als un ter prak -
ti schen Gesichtspunkten gleich Null.
Das DNS Molekül, das sich im Zellekern be fin det und in
dem die ge ne ti sche Information ge spei chert ist, ist ei ne Daten-
bank, die kaum zu be schrei ben ist. Würde man die in der DNS
ent hal te nen Informationen auf schrei ben, so ent stün de ei ne En-
zyklopädie mit et wa 900 Bänden zu je 500 Seiten.
Hier er gibt sich denn auch fol gen des Dilemma: Die DNS
kann sich nur re pli zie ren mit Hilfe spe zi el ler Proteine, den En-
zymen. Doch die Synthese die ser Enzyme kann nur statt fin den
an hand der in der DNS ge spei cher ten Information. Da al so bei -
de – DNS und Enzyme – von ei nan der ab hän gen, müs sen bei de
gleich zei tig exis tie ren, da mit ei ne Replikation statt fin den kann.
Insofern ist das Szenario, in dem das Leben sich selbst ge ne riert,
an ei nem to ten Punkt an ge langt. Prof. Leslie Orgel, ein Evolu-
tionist an der Universität von San Diego, Kalifornien, gibt die se
Tatsache in der Septemberausgabe 1994 des Scientific American
zu:
Es ist ext rem un wahr schein lich, dass Proteine und Nukle-
insäuren, die bei de kom plex struk tu riert sind, spon tan am sel -
ben Ort und zur sel ben Zeit ent ste hen. Es scheint je doch un mög -
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