Page 117 - Untergegangene VölkerDie Unvernunft der Gottlosigkeit
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Ängste und Zwangsvorstellungen der Ignoranz 115
Ausnahme, kann ihm entgehen. Alle, die gegenwärtig leben, sowie
auch jene die jemals leben werden, werden dem Tod an einem
jeweils vorbestimmten Tag begegnen.
Da sich die ignoranten Leute dieser Tatsache bewusst sind,
machen sie große Anstrengungen, dieses Ende hinauszuschieben
und versuchen dabei mehr aus dem Leben herauszuholen. Der Tod
trennt sie von ihren geliebten Verwandten oder Freunden und lässt
all ihre weltlichen Errungenschaften unbedeutend werden.
Außerdem vermeiden sie es auch das Wort ’Tod’ auszusprechen.
Diejenigen, die andere darauf aufmerksam machen, werden als
taktlos bezeichnet und Gespräche über den Tod werden oft unter
dem Vorwand unterbrochen, dass weder der Ort, noch die Zeit
recht seien, um darüber zu sprechen.
Die Mechanismen der menschlichen Intelligenz neigen dazu,
Dinge die ihm unerwünscht sind, oder gegen die er Abneigung
empfindet unbeachtet zu lassen. Er ist selbst bereit die Existenz von
Dingen, die er sich scheut zu konfrontieren, zu verleugnen. Diese
Tendenz kommt am deutlichsten zum Ausdruck, wenn es sich um
den Tod handelt. Er vermeidet Themen, wie Krankheit und Alter,
die ihn an den Tod erinnern. Seine Furcht ist so groß, dass ihn der
bloße Anblick des Arztes schon nervös macht. Er fürchtet sich vor
einer eventuellen Diagnose einer unheilbaren Krankheit; manchmal
hält ihn solch eine Angst überhaupt davon ab, den Arzt zu besu-
chen. Beerdigungen sind selbstverständlich Ereignisse, die ihm die
größte Besorgnis bereiten. Ein unmittelbares Familienmitglied oder
einen engen Freund ins Grab zu legen macht einen unwillkürlich
auf den Zeitpunkt aufmerksam, an dem man einst seinem eigenen
Tod gegenüberstehen wird.
Diese Furcht jedoch bringt ihnen nichts gutes. Sie fürchten sich,
dieses irdische Leben zu verlieren. Und obwohl sie ein langes Leben