Page 199 - Allgegenwärtige Herrlichkeit
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Wissenschaftsverständnis sei ner Zeit be ruh te auf
der Annahme, Lebewesen hät ten ei ne sehr ein fa che
Struktur. Seit dem Mittelalter war die Hypothese der
spon ta nen Entstehung weit hin ak zep tiert, die da von
aus geht, dass nicht le ben de Materialien zu sam men
kom men und le ben de Organismen bil den kön nen.
Man glaub te bei spiels wei se, Insekten ent stün den
aus Nahrungsmittelresten und Mäuse aus Weizen.
Obskure Experimente wur den aus ge führt, um sol -
che Theorien zu be wei sen. So leg te man
Weizenkörner auf ein schmut zi ges Tuch und war te te auf die Mäuse, die doch
nach ei ner Weile auf tau chen muss ten.
Auch Maden, die sich in fau len dem Fleisch ent wi ckel ten, gal ten als Beweis
für die spon ta ne Entstehung. Erst viel spä ter fand man he raus, das die Würmer
nicht spon tan im Fleisch auf tauch ten, son dern dass de ren Larven von Fliegen
dort ab ge legt wer den, un sicht bar für das mensch li che Auge.
Noch als Darwin den Ursprung der Arten schrieb, war die Auffassung,
Bakterien ent stün den aus to ter Materie, in der wis sen schaft li chen Welt all ge -
mein an er kannt.
Doch fünf Jahre nach dem Erscheinen von Darwins Buch stell te Louis
Pasteur nach lan gen Studien und Experimenten sei ne Forschungsergebnisse
vor, die die spon ta ne Entstehung, ein Meilenstein in Darwins Theorie, wi der -
leg ten. In sei ner tri um pha len Vorlesung im Jahr 1864 an der Sorbonne sag te
Pasteur: „Die Doktrin der spon ta nen Entstehung wird sich nie von dem töd li -
chen Schlag er ho len, den ihr die ses simp le Experiment ver setzt hat.“ 1
Die Advokaten der Evolutionstheorie be strit ten die se Entdeckungen.
Doch als die sich wei ter ent wi ckeln de Wissenschaft die kom ple xe Struktur ei -
ner le ben de Zelle auf deck te, ge riet die Vorstellung, Leben kön ne zu fäl lig ent -
ste hen, noch wei ter in die Sackgasse.
Ergebnislose Bemühungen im 20. Jahrhundert
Der ers te Evolutionist, der im 20. Jahrhundert das Problem des Ursprungs
des Lebens auf griff, war der rus si sche Biologe Alexander Oparin. Er stell te in
den 1930er Jahren meh re re Thesen auf, mit de nen er die Möglichkeit der zu fäl -