Page 124 - Untergegangene Völker
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dass der Staat Saba im Jahre 700 v. Chr. gegründet worden sei. Denn es ist
höchstwahrscheinlich, dass er bereits lange bestand, bevor er in den
schriftlichen Quellen erwähnt wird. Das heißt, dass die Geschichte von
Saba älter sein könnte, als uns bekannt ist. Ebenso befindet sich in den
Inschriften von Arad-Nannar, einem der letzten Herrscher des Ur-
Königreichs, das Wort "Sabum", wovon man annimmt, dass es "die
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Heimat der Saba" bedeute. Wenn diese Annahme stimmt, bedeutet das,
dass die Geschichte des Staates Saba bis in die Jahre 2500 v. Chr. zurück-
führt.
Historische Quellen, die über das Volk Saba erzählen, bringen zum
Ausdruck, dass dieser Staat erhebliche kommerzielle Aktivitäten ausübte
wie einst die Phönizier. Demnach liegt ein Teil der nordarabischen
Handelswege im Besitz dieses Volkes. Die Händler von Saba mussten, um
über Nordarabien ans Mittelmeer und nach Gaza Waren transportieren
zu können, von Sargon II, dem neuen Herrscher all dieser Gebiete, die
Erlaubnis erhalten oder ihm Steuern zahlen. Nachdem sie angefangen
hatten, dem assyrischen Königreich Steuern zu zahlen, ist auch ihr Name
in die Annalen dieses Staates eingetragen worden.
In den Inschriften der Herrscher von Saba kommen die Wörter
"Reparatur", "Stiftung" und "Bau" sehr häufig vor. Auch die Talsperre
Ma'rib, die als eines der bedeutendsten Werke dieses Volkes gilt, ist eines
der Zeichen des technologischen Niveaus, das sie erreicht haben.
Der Staat Saba besaß eine der stärksten Armeen des Gebietes, die
dem Staat eine imperialistische Politik ermöglichte. Er hatte die
Territorien des "alten Qataban" erobert. Auf dem afrikanischen Kontinent
besaß er viele Ländereien. Im Jahre 24 v. Chr. hatte er einer unter der
Führung von Marcus Aelius Gallus, Gouverneur von Ägypten, stehenden
Armee des Römischen Reiches, des unbestritten mächtigsten seiner Zeit,
die gegen die Hauptstadt Ma'rib einen Feldzug unternahm, eine schwere
Niederlage beigebracht. Saba war ein mächtiger Staat, der eine maßvolle
Politik ausübte, sich jedoch nicht davor scheute, Gewalt anzuwenden,
wenn es nötig war. Der Staat Saba galt damals mit seiner hochentwickel-
ten Kultur und Armee weit und breit als Supermacht.