Page 60 - Aufruf zur Islamischen Union
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O Osmanische und Islamische Kultur
Das Osmanische Reich, das 1299 gegründet wurde, erhob
sich als einer der prunkvollsten Staaten. Ein auf Gerechtigkeit
und Toleranz aufbautes Staatsverständnis, eine hervorragende,
in allen eroberten Gebieten sichtbare Architektur, Textilien,
Kalligraphie und das hervorragende Ausbildungssystem waren
beispielhaft für die westliche Welt. Die Höflichkeit und der
Kunstsinn der osmanischen Sultane wurde von Besuchern aus
dem Westen mit Bewunderung erwähnt: gleichzeitig waren sie
von dem Prunk, dem sie auf osmanischem Gebiet begegneten,
zutiefst beeindruckt.
Das Osmanische Reich herrschte über ein so großes Gebiet
wie selten ein Reich zuvor in der Geschichte, und es war zu-
gleich eines der langlebigsten Reiche. Das Herrschaftsgebiet des
Römischen Reiches war zwar während seiner Blütezeit flächen-
mäßig größer als das Osmanische Reich, allerdings konnten die
Osmanen die große Staatsfläche länger halten als die Römer.
Das osmanische Erbe ist ein wichtiger Bestandteil der
Geschichte Europas, Nordafrikas, Vorderasiens,
Mesopotamiens und Arabiens. In zahlreichen europäischen
Städten wie Sofia, Belgrad und Sarajewo sind die Beispiele os-
manischer Architektur und Städtebaus immer noch zu sehen.
Das Staats- und Regierungssystem der Osmanen, das auf
der Islamischen Moral begründet ist, wird heute von zahlrei-
chen Politikwissenschaftlern als die ideale Staatsform darge-
stellt. Das diplomatische Verständnis des Osmanischen Reiches
war die Grundlage unserer heutigen vielschichtigen
Diplomatie.
Die westliche Kultur wurde direkt von der osmanischen
Zivilisation beeinflußt. So brachten die Osmanen den Reisanbau
nach Ungarn, die Tulpe wurde im 16. Jahrhundert von dem
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