Page 67 - Das Globale Freimaurertum
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Harun Yahya - Adnan Oktar

                 Italien während der Frührenaissance kennzeichnete, entstand ein Netzwerk
                 humanistischer Vereinigungen, denen das Bemühen gemeinsam war, der
                 allgegenwärtigen Kontrolle durch diesen Orden zu entkommen. Wegen die-
                 ser Absicht mussten sie im Verborgenen tätig bleiben, zumindest in ihren
                 Anfängen. Abgesehen von dieser aufgezwungenen Geheimhaltung jedoch,
                 hatten diese humanistischen Vereinigungen noch zwei weitere markante
                 Gemeinsamkeiten.
                 Eine davon war, dass sie rebellierten gegen die traditionelle Exegese der
                 Bibel, wie sie von kirchlichen und weltlichen Autoritäten betrieben und gel-
                 tend gemacht wurde. Ihre Kritik bezog sich auch auf die philosophischen
                 und theologischen Implikationen, die die Kirche daraus für das zivile und
                 politische Leben ableitete…
                 Angesichts derartiger Absichten keineswegs überraschend, entwickelten
                 diese Kreise eine durchaus eigene und eigenwillige Form der Bibelexegese
                 und der Offenbarung Gottes. Sie klammerten sich dabei an etwas, das ihnen
                 als absolutes Geheimwissen, als Gnosis, galt - nämlich kultische und okkul-
                 tistische Religionspraktiken aus dem nördlichen Afrika, vor allem aus
                 Ägypten, aber teilweise auch aus der jüdischen Kabbala…
                 Die italienischen Humanisten verwässerten die Grundgedanken der
                 Kabbala nahezu bis zur Unkenntlichkeit, indem sie die Philosophie der
                 Gnosis rekonstruierten und übertrugen in ein ganz und gar weltliches
                 Konzept - eine gnostische Variante, deren Absicht darin lag, die blinden
                 Naturgesetze sozialpolitisch zu nutzen.. 39
                 Kurz gesagt: All diese humanistischen Organisationen, die damals
            entstanden, wollten die katholisch geprägte europäische Kultur durch ei-
            ne andere, von der Kabbala ausgehende neue Kultur ersetzen. Ihr Ziel
            war ein sozialpolitischer Wandel, um dies zu bewerkstelligen. Dass deren
            Gedankengut bis zum ägyptischen Priesterwissen zurückreichte, störte
            sie dabei nicht. Prof. Martin schreibt:

                 Die Kandidaten dieser frühen humanistischen Vereinigungen glaubten an
                 die Große Kraft - den Allmächtigen Baumeister aller Welten -, die sie in
                 Form des Heiligen Tetragrammaton (YHWH) darstellten … Sie borgten sich





                                             IH
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