Page 291 - Es war einmal der Darwinismus
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Harun Yahya





             und Foren zum Ausdruck gebracht. Ihre erhitzten und hoffnungslosen Debatten und Erörterungen deuten darauf
             hin, dass sie sich in einer schwierigen intellektuellen Krise befinden. Der wissenschaftliche Zusammenbruch der Evo-
             lutionstheorie, die sog. Grundlage ihre Philosophie, war schon vordem eine gewaltige Erschütterung für sie gewesen.

             Nun wird es ihnen bewußt, dass die Materie selbst ihnen entrinnt, welche eine bedeutendere Grundfeste als der Dar-
             winismus für sie ist, und so erfahren sie einen noch gewaltigeren Rückschlag. Sie erklären,
             dass dieses Problem die “größte Bedrohung” für sie darstellt, und dass dadurch ihr
             gesamter “kultureller Zusammenhalt” zerstört wird.
                 Einer der Exponenten der materialistischen Zirkel, der diese Besorgnis
             und Panik in höchst unverblümter Weise zum Ausdruck brachte, war der
             Akademiker Renan Pekünlü, der ein Korrespondent der Zeitschrift Bilim
             ve Ütopya (Wissenschaft und Utopie) ist, welche sich die Verteidigung
             des Materialismus zum Ziel gesetzt hat. Sowohl in seinen Beiträgen in

             Bilim ve Ütopya, als auch in den Foren, an denen er teilnahm, präsen-
             tierte er das Buch Der Evolutionsschwindel als die erstrangige “Bedro-
             hung” des Materialismus. Was Pekünlü mehr beunruhigte als die
             Kapitel, in denen der Darwinismus widerlegt wird, war der Teil, den
             Sie gerade lesen. Seine Leser und (eine Handvoll) Zuhörer beschwor
             Pekünlü: “... lassen Sie sich nicht von der Indoktrination des Idealismus mit-
             reißen, und bewahren Sie Ihren Glauben an den Materialismus!”, wobei er auf

             Vladimir I. Lenin verwies, den Anführer der blutigen kommunistischen
             Revolution in Russland. Er empfahl jedermann, Lenins antiquiertes Buch Ma-
             terialismus und Kritik des Imperialismus zu lesen, und alles, was Pekünlü tat, war
             Lenins Ratschläge zu wiederholen, indem er sagte: “... denken Sie gar nicht erst über
             diese Dinge nach, denn sonst werden Sie die Richtung des Materialismus verlieren und von der Reli-
             gion mitgerissen werden.” In einem Artikel in der obig erwähnten Zeitschrift zitierte er die folgenden Zeilen von Lenin:
                 Sobald wir die objektive Realität verneinen, die uns durch die Sinneswahrnehmung gegeben ist, haben wir jegliche Waf-
                 fe gegen den Fideismus verloren, denn dabei sind wir auf den Agnostizismus oder Subjektivismus abgesunken – und
                 das ist alles was der Fideismus erfordert. Wenn auch nur eine Klaue im Netz verstrickt ist, ist der Vogel verloren. Und
                 unsere Machisten haben sich allesamt im Idealismus verstrickt, d.h. in einem verdünnten, feinen Fideismus. Sie wurden
                 in dem Augenblick verstrickt, als sie “Sinneswahrnehmung” nicht als ein Bild der äußeren Welt annahmen, sondern als
                 ein spezielles “Element”. Es ist niemandes Wahrnehmung, niemandes Geist, niemandes Seele, niemandes Willen.   203
                 Diese Worte zeigen überaus deutlich, dass die Tatsache, die Lenin mit großer Beunruhigung erkannte, und aus
             seinem und dem Geist seiner Genossen verbannen wollte, auch die Materialisten unserer Tage in ähnlicher Weise
             plagt. Pekünlü und andere Materialisten sind jedoch noch größeren Sorgen ausgesetzt, da sie erkennen, dass diese
             Tatsache heute in weit erklärlicher und einleuchtender Weise vorgebracht wird, als dies vor 100 Jahren geschah. Zum

             ersten Mal in der Menschheitsgeschichte wird dieses Thema auf derart unwiderlegbare Weise erläutert.
                 Die Reaktionen einiger Materialisten auf das hier erörterte Thema zeigen in der Tat, dass ihr blindes Anhängen
             an den Materialismus ihre logische Denkfähigkeit in gewissem Maß beeinträchtigt hat, und sie daher weit davon ent-
             fernt sind, die Angelegenheit zu verstehen. Alaeddin Senel, z.B., ein anderer Akademiker, der ebenfalls für Bilim ve
             Ütopya schreibt machte eine ähnliche Mitteilung wie die Renan Pekünlüs, indem er äußerte: “Vergessen Sie den Zu-
             sammenbruch des Darwinismus, die wirkliche Bedrohung liegt in dieser Sache”, und, ahnend, dass seine eigene
             Philosophie jeglicher Grundlage mangelt, forderte er: “... dann beweist doch was Ihr sagt!” Weit interessanter jedoch

             ist, dass die eigenen Schriften jenes Autors dessen totalen Mangel am Erfassen dieser Tatsache enthüllen, die er als ei-
             ne derartige Plage empfindet.
                 In einem Artikel, z.B., in dem er ausschließlich dieses Thema erörtert, akzeptiert Senel, dass die Außenwelt als
             Bild im Gehirn wahrgenommen wird, doch dann fährt er fort zu behaupten, dass die Bilder in zwei Kategorien fallen,
             nämlich solche, die ein materielles Gegenstück besäßen, und solche die keines hätten, und dass die Bilder, die sich auf
             die äußere Welt beziehen, physische Gegenstücke hätten. In Unterstützung seiner Behauptung gibt er das Beispiel
             des Telefons. Zusammengefaßt sagt er etwa Folgendes aus: “Ich weiß nicht, ob die Wahrnehmungen in meinem Ge-
             hirn Gegenstücke in der Außenwelt haben oder nicht, doch ebenso verhält es sich, wenn ich telefoniere. Wenn ich
             mich am Telefon mit jemandem unterhalte, kann ich meinen Gesprächspartner nicht sehen, doch ich kann mir das Te-

             lefonat bestätigen lassen, wenn ich ihn später in Person treffe.” 204





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