Page 289 - Es war einmal der Darwinismus
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Harun Yahya
schließlich auf den Gesichtssinn. Sie glauben, Wahrnehmung sei auf das Sehen beschränkt, und Berührung bringe
uns in direkten Kontakt mit Materie. Sie meinen, dass die Wahrnehmung nur aufs “Sehen” begrenzt ist, dass andere
Empfindungen hingegen einen materiellen Gegenwert besäßen. Wenn der Bus also den Menschen anfährt, sagen sie,
“Schau, er hat ihn angefahren, es ist also doch nicht nur eine Wahrnehmung”. Der springende Punkt, den sie Schwie-
rigkeiten nicht verstehen, ist der, dass während der Bus denjenigen anfährt, die Wahrnehmungen von Härte, Schlag
und Schmerz nur im Gehirn entstehen.
Das Beispiel der Träume
Tatsache aber ist: Ganz gleich, von welchem unserer fünf Sinne wir ausgehen, wir können niemals wirklich das
Original der Außenwelt erreichen. Ein signifikanter Beweis dafür ist, dass wir uns die Existenz von Dingen vorstel-
len, die in Wahrheit nur in unseren Träumen existieren. Im Traum können wir sehr realistische Ereignisse erleben.
Wir können die Treppe hinunter fallen und ein Bein brechen, einen schweren Autounfall haben, vom Bus überfahren
werden oder eine gute Mahlzeit zu uns nehmen und gesättigt sein. Ereignisse, die im täglichen Leben erfahren wer-
den, werden im Traum ebenso erfahren, mit derselben Überzeugungskraft und dieselben Emotionen hervorrufend.
Derjenige, der träumt, er hätte einen Autounfall, kann genauso wie im wirklichen Leben seine Augen im Kran-
kenhaus wieder öffnen. Er bemerkt, dass er ein Krüppel ist, aber dies ist nur ein Traum. Wiederum kann er träumen,
dass er nach einem Busunfall stirbt. Er kann sehen, dass die Todesengel sein Leben nehmen und er im Jenseits ist.
Die Bilder, die Geräusche, das Fühlen der Härte, die Schmerzen, Licht, Farben und alle möglichen Gefühle, die er
im Traum erlebt, empfindet er sehr genau. Alle Wahrnehmungen, mit denen er konfrontiert wird, sind wie im “wirk-
lichen” Leben. Der Kuchen, den er im Traum verzehrt, macht ihn satt, obwohl er aus Wahrnehmungen besteht, weil
“satt werden” auch nur eine Wahrnehmung ist, obwohl er in diesem Moment in seinem Bett liegt. Es existieren weder
eine Treppe noch Verkehr, kein Bus und auch kein Kuchen. Derjenige, der träumt, sieht und erlebt Wahrnehmungen,
von denen es in seiner Umwelt kein Gegenstück gibt. Dass wir im Traum die Ereignisse, die in der Außenwelt keinen
materiellen Gegenwert haben, trotzdem sehen, erleben und fühlen können, zeigt deutlich, dass in der Außenwelt nur
sinnliche Wahrnehmungen entstehen. Die wahre Natur dieser Welt können wir nur aus der Offenbarung des all-
mächtigen Gottes erfahren, Der sie erschaffen hat.
Menschen, die Anhänger der materialistischen Philosophie sind, vor allem die Marxisten, regen sich auf, wenn
ihnen diese Wahrheit, der Ursprung der Materie, erzählt wird. Sie zitieren oberflächliche und unlogische Beispiele
von Marx, Lenin und Engels und machen eifrige Erklärungen.
Diese Leute könnten ja diese Erklärungen auch im Traum machen. In ihren Träumen lesen sie Das Kapital, neh-
men an den Versammlungen teil, fühlen die Schmerzen, die sie bei einer Schlägerei erleiden. Wenn sie im Traum über
die geträumten Erlebnisse gefragt werden, glauben sie auch, dass es absolute Materie ist, genauso wie sie im Wach-
zustand glauben, dass alles absolute Materie ist. Doch es ist egal ob Traum oder tägliches Leben, alles was erlebt, ge-
sehen und gefühlt wird, sind nur sinnliche Wahrnehmungen.
Ein gemeinsamens Nervensystem
Nehmen wir noch einmal das Beispiel des Verkehrsunfalls von Politzer: Wenn die Nervenverbindungen der 5
Sinnesorgane anstatt mit dem Gehirn des Unfallopfers mit einem anderen Gehirn, beispielsweise mit dem Politzers,
in einer parallelen Verbindung verbunden würden, würde der zu Hause sitzende Politzer in dem Moment, in dem
der Bus den Betreffenden anfährt, auch vom Bus angefahren. Politzer würde dieselben Dinge erleben und fühlen, die
die angefahrene Person durchlebt. Ähnlich wie bei zwei Tonbändern, die die gleiche Musik abspielen. Politzer wür-
de obwohl er zu Hause sitzt, das Quietschen der Bremsen des Busses hören, den Aufschlag seines Kopfes fühlen, die
Bilder seines gebrochenen, blutenden Armes sehen, die Schmerzen der Brüche fühlen, mitbekommen wie er in den
Operationssaal gebracht wird, die Härte des Gipses und wie sein Arm geschwächt ist, sehen, fühlen und erleben.
Mit wie vielen Menschen man auch die Nerven des Unfallopfers verbinden würde, sie alle würden wie Politzer
den Unfall von Anfang bis Ende miterleben. Wenn derjenige, der den Unfall hatte, ins Koma fiele, fielen auch alle an-
deren ins Koma.
Sogar wenn alle Wahrnehmungen des Unfallopfers auf ein Gerät aufgenommen würden, und die Wahrnehmun-
gen immer wieder von Anfang an jemandem abgespielt werden würden, dann führe ihn der Bus immer wieder an.
Aber welcher Bus ist dann der echte?
Die Materialisten können auf diese Frage keine Antwort geben, die nicht in sich widersprüchlich wäre. Die rich-
tige Antwort ist, dass alle den Unfall in ihrem Geist vollständig erlebt haben.
Adnan Oktar 287