Page 285 - Es war einmal der Darwinismus
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Harun Yahya





             ner erhabenen Schöpfung und Allwissenheit nur als Illusion. Aufgrund der Perfektion Seiner Schöpfung kann der
             Mensch die Welt außerhalb seines Hirns nie erreichen. Gott allein kennt das reale materielle Universum.
                 Eine weitere Interpretation des obigen Verses ist, dass Gott die von den Menschen gesehenen Bilder permanent
             erneuert. (Gott allein kennt die Wahrheit.) Würde Gott uns die Bilder der Welt nicht in unserem Verstand zeigen wol-
             len, so würde das gesamte Universum für uns aufhören, zu existieren, und wir könnten es niemals erreichen.
                 Die Tatsache, dass wir niemals direkten Kontakt mit dem materiellen Universum haben können, beantwortet

             auch die Frage “Wo ist Gott?”, die so viele Menschen beschäftigt.
                 Die meisten Menschen glauben daran, dass Gott eine Existenz sei, die sich irgendwo in den Himmeln befindet
             und die sich in die weltlichen Belange nicht einmischt. (Gott ist erhaben darüber.) Die Stütze dieser Logik ist, dass das
             Universum die Gesamtheit der Materie ist und dass Gott sich irgendwo außerhalb dieser Materie befindet.
                 Wie wir jedoch gesehen haben, besteht Materie aus Wahrnehmungen. Die reale absolute Existenz ist Gott. Alles
             was wir wissen, ist, dass der Schöpfer – Gott – Der all diese Dinge ins Dasein brachte, existiert. Um diese Wahrheit
             auszudrücken, formulieren es große Islamgelehrte wie Imam Rabbani so: Das einzig absolute Wesen ist Gott, der ge-
             samte Rest besteht aus Schattenexistenzen.
                 Das ist so, weil die Welt, die wir sehen, vollständig in unserem Verstand existiert und wir die Außenwelt niemals

             direkt wahrnehmen können.
                 Wenn dem so ist, dann ist es falsch, sich vorzustellen, Gott sei “außerhalb” eines materiellen Universums, das wir
             nie erreichen können. Gott ist “überall” und Er umfasst alles. Diese Tatsache wird im Quran so mitgeteilt:
                 ... Sein Thron über die Himmel und die Erde, und es fällt Ihm nicht schwer, beide zu bewahren. Und Er ist der Hohe,
                 der Erhabene. (Sure 2:255 – al-Baqara)

                 Ist es nicht so, dass sie über die Begegnung mit ihrem Herrn in Zweifel sind? Er aber umfasst wahrlich alle Dinge.
                 (Sure 41:54 – Fussilat)
                 Die Tatsache, dass Gott über den Raum erhaben ist und dass Er alles ringsum umfasst, wird in einem anderen
             Vers so dargestellt:
                 Und Gottes ist der Westen und der Osten. Daher: Wohin ihr euch auch wendet, dort ist Gottes Angesicht. Siehe, Gott
                 ist allumfassend und wissend. (Sure 2:115 – al-Baqara)

                 Da jegliche materielle Existenz nur eine Wahrnehmung ist, kann sie Gott nicht sehen, aber Gott sieht die Materie,
             die Er erschaffen hat. Im Quran wird dies durch den Vers “Kein Blick erfasst Ihn. Er aber erfasst alle Blicke. Und Er
             ist der Unfassbare, der Kundige.” (Sure 6:103 – al-An’am) zur Kenntnis gebracht. Wir können die Existenz Gottes mit
             unseren Augen nicht wahrnehmen; aber Gott hat unser Inneres, Äußeres, unsere Blicke und Gedanken vollständig
             umfasst. Ohne Gottes Wissen können wir kein einziges Wort sprechen, nicht einmal atmen.
                 Während wir uns die Wahrnehmungen, die wir für die äußere Welt halten, ansehen, ist die einzige Existenz, die
             uns nahe ist, Gott selbst. Diese Wirklichkeit ist in dem Quranvers “... Wir sind ihm näher als (seine) Halsschlag-

             ader.” (Sure 50:16 – Qaf) verborgen. Wenn ein Mensch glaubt, dass sein Körper aus Materie besteht, kann er diese Tat-
             sache nicht begreifen. Denn wenn der Ort, den er für das “selbst” hält, sein Gehirn ist, dann befindet sich, das was er
             für das “draußen” hält, nur in einer Entfernung von 20-30 Zentimetern von ihm. Wenn er aber begreift, dass Materie
             nicht existiert und dass alles ein Traum ist, verlieren Begriffe wie “das Innere”, “das Äußere”, “nah” oder “fern” ihre
             Bedeutung. Gott hat ihn ringsum erfasst und befindet sich in einer endlosen Nähe zu ihm.
                 Gott teilt den Menschen durch den Quranvers “Und wenn dich Meine Diener nach Mir fragen, siehe, Ich bin
             Nähe...” (Sure 2:186 – al-Baqara) mit, dass Er sich den Menschen in einer endlosen Nähe befindet. Ein anderer Vers,
             “Und Wir sprachen zu dir: “Siehe, dein Herr umfängt die ganze Menschheit...” (Sure 17:60 – al-Isra’) teilt den Men-
             schen dieselbe Tatsache mit.

                 Der Mensch irrt sich, wenn er glaubt, dass er sich selbst die nächste Existenz sei. In Wirklichkeit ist Gott uns nä-
             her als wir selbst. Gott hat uns dies durch den Vers “Wie aber, wenn die Seele (des Sterbenden) zur Kehle steigt.
             Und ihr dabei zuschaut, während Wir ihm näher sind als ihr, ohne dass ihr es wahrnehmt?” (Sure 56:83-85 – al-Wa-
             qi’a) mitgeteilt. Doch wie in dem Vers erwähnt wurde, leben die Menschen völlig ahnungslos bezüglich dieser außer-
             ordentlichen Wahrheit, weil sie diese nicht mit ihren Augen sehen.
                 Andererseits ist es nicht möglich, dass der Mensch, der nichts anderes als ein Schatten ist, (wie Imam Rabbani
             sagt), eine Macht und einen Willen besitzt, die unabhängig von Gott sind. Der Vers “Wo doch Gott euch geschaffen

             hat und alles was ihr anfertigt?” (Sure 37:96 – as-Saffat) zeigt uns, dass alle unsere Erlebnisse unter der Kontrolle
             Gottes stattfinden. Im Quran wird diese Tatsache mitgeteilt und durch den Vers “... Und nicht du warfst, als du






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