Page 282 - Es war einmal der Darwinismus
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Dies können wir mit folgendem Beispiel in unserem Verstand darstellen:
                          Nehmen wir an, man hätte unser Gehirn von unserem Körper getrennt und würde es in einem Glasgefäß künst-
                     lich am Leben erhalten. Weiterhin nehmen wir an, man hätte daneben einen Computer gestellt, der im Stande ist, al-
                     le notwendigen Signale zu erzeugen. Dieser Computer soll nun die elektrischen Signale der Daten wie Geruch,
                     Erscheinung und Schall, die irgendeinem Ort zugehörig sind, erzeugen und speichern. Jetzt verbinden wir diesen

                     Computer mit Hilfe elektrischer Kabel mit den Wahrnehmungszentren im Gehirn und senden elektrische Signale
                     zum Gehirn. Immer wenn unser Gehirn diese Signale wahrnimmt, wird es, besser gesagt werden “wir” den Ort se-
                     hen und erleben, dessen “Gegenwert” diese Signale entsprechen.
                          Wir könnten von diesem Computer zu unserem Gehirn auch elektrische Signale senden, die unser Aussehen re-
                     präsentieren. Wenn wir zum Beispiel alle elektrischen Gegenwerte der Sinne wie das Sehen, Hören, Berühren, die wir
                     wahrnehmen, während wir an einem Tisch sitzen, zu unserem Gehirn senden, dann würde unserer Gehirn beispiels-
                     weise “glauben”, dass es sich bei ihm um einen in seinem Büro sitzenden Geschäftsmann handelt. Solange die Reize
                     aus dem Computer das Gehirn erreichen, wird auch diese imaginäre Welt fortbestehen. Es wird nie bemerken, dass
                     es nur aus einem Gehirn besteht. Denn damit innerhalb des Gehirns eine Welt entstehen kann, ist es ausreichend,

                     dass die erforderlichen Reize die betreffenden Zentren des Gehirns erreichen. Diese Reize können auch aus einer
                     künstlichen Quelle, wie aus einem Tonbandgerät kommen.
                          Der bekannte Wissenschaftsphilosoph Bertrand Russell sagt zu diesem Thema:
                          ... Wenn es sich um den Tastsinn der Finger handelt, der entsteht, wenn wir unsere Finger auf einen Tisch drücken, so
                          handelt es sich dabei um einen elektrischen Einfluß der Elektronen und Protonen an den Fingerspitzen. Gemäß der mo-
                          dernen Physik entsteht dieser Effekt auf Grund der Nähe von Elektronen und Protonen auf der Tischoberfläche. Wenn
                          der gleiche Effekt an unseren Fingern auf einem anderen Weg verursacht würde, dann würden wir dasselbe fühlen, ob-
                          wohl es keinen Tisch gibt. 196
                          Es ist ganz leicht, dass wir uns irren, indem wir die Wahrnehmungen, die keine materiellen Gegenwerte haben,
                     als Realität ansehen. Ebenso passiert es uns auch in unseren Träumen. Im Traum erleben wir Ereignisse, sehen wir
                     Menschen, Objekte und Orte, die vollständig real erscheinen. Aber sie alle sind nichts anderes als eine Wahrneh-
                     mung. Zwischen Traum und tatsächlicher Welt gibt es keinen grundlegenden Unterschied: Beide werden im Gehirn

                     erlebt.

                          Wer nimmt wahr?

                          Wie man bis hierher verstehen konnte, handelt es sich zweifellos bei der materiellen Welt, die wir als die “äuße-

                     re Welt” bezeichnen und welche wir bewohnen, um eine in unserem Gehirn gebildete Welt. Die wichtigste Frage aber
                     tritt an diesem Punkt auf: Wenn alle materiellen Wesen, die wir kennen, in Wirklichkeit nur eine Wahrnehmung sind,
                     was ist dann unser Gehirn? Da unser Gehirn wie unsere Arme, unsere Beine oder wie ein anderes Objekt ein Teil der
                     materiellen Welt ist, muss es wie die anderen Objekte auch eine Wahrnehmung sein.
                          Ein Beispiel über den Traum wird uns diese Tatsache erklären. Stellen wir uns entsprechend unserer bisherigen
                     Ausführungen vor, dass wir uns in unserem Gehirn einen Traum betrachten. Im Traum werden wir einen eingebilde-
                     ten Körper haben. Einen eingebildeten Arm, ein eingebildetes Auge, ein eingebildetes Bein und auch ein eingebilde-

                     tes Gehirn. Wenn wir während unseres Traums gefragt würden “Wo siehst du?”, würden wir antworten, “Ich sehe in
                     meinem Gehirn”, aber es gibt kein tatsächliches Gehirn. Es gibt nur einen eingebildeten Körper, einen eingebildeten
                     Schädel und ein eingebildetes Gehirn. Der Wille, der die Bilder im Traum sieht, ist nicht das eingebildete Gehirn im
                     Traum, sondern ein anderes Wesen, das “weiter entfernt” von diesem Willen ist.
                          Wir wissen, dass es zwischen dem Ort im Traum und dem Ort, den wir als den Ort des “tatsächlichen Lebens”
                     bezeichnen, keinen physikalischen Unterschied gibt. Wenn dem so ist, dann ist es ganz sinnlos, dass wir, wie im obi-
                     gen Beispiel, antworten, “In meinem Gehirn”, wenn wir an dem Ort, den wir als den “tatsächlichen” Ort bezeichnen,
                     gefragt werden, “Wo siehst du?”. In beiden Fällen ist der sehende und wahrnehmende Wille nicht das Gehirn, denn
                     das ist nur ein Stück Gewebe.

                          Wenn wir das Gehirn analysieren, erhalten wir nichts anderes als die Moleküle der Proteine und Fette, die sich
                     auch in anderen lebendigen Organismen wiederfinden. Das heißt, in diesem Stück Gewebe, das wir als Gehirn be-
                     zeichnen, gibt es nichts, das sich die Bilder ansehen und das Bewußtsein entstehen lassen kann. Nichts also, was eine
                     “Identität” schaffen könnte.
                          R. L. Gregory bringt diesen Irrtum, den die Menschen über die Wahrnehmung der Bilder innerhalb des Gehirns
                     begehen, so zur Sprache:





                280  Atlas der Schöpfung
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