Page 93 - Materie: Ein anderer Name für Illusion
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                 Wassertropfen aus dem Wasser springt und in ansteigender Flugbahn in der Hand des Menschen landet. In solch

                 einer Welt jedoch, in der die Zeit solche entgegengesetzten Eigenschaften besäße, würden auch die Vorgänge in
                 unserem Gehirn und die Art und Weise, in der unser Gedächtnis Information zusammenstellt, in gleicher Weise
                 rückläufig funktionieren. Das Gleiche träfe auf die Vergangenheit und die Zukunft zu, und die Welt würde uns
                 genauso erscheinen, wie sie uns gegenwärtig erscheint.    41

                 Weil unser Gehirn an eine bestimmte Ablauffolge von Ereignissen gewöhnt ist, verläuft die Welt nicht wie
             oben beschrieben und wir nehmen an, die Zeit bewegt sich stets vorwärts. Dies jedoch ist eine Entscheidung, die
             im Gehirn gemacht wird, und ist daher völlig relativ. Wenn die Informationen in unseren Gehirnen wie ein Film
             angeordnet würden, der rückwärts projiziert wird, würden wir beginnen, wahrzunehmen, dass die Vergangen-

             heit die Zukunft ist und die Zukunft die Vergangenheit.
                 In Wirklichkeit wissen wir nicht, wie die Zeit läuft oder ob sie überhaupt vergeht oder nicht. Dies ist ein Hin-
             weis auf die Tatsache, dass die Zeit nicht absolut, sondern nur eine Wahrnehmung ist.
                 Die Relativität der Zeit ist eine Tatsache, die auch vom größten Physiker des 20. Jahrhunderts., Albert Ein-
             stein bestätigt wurde. In seinem Buch "Einstein und das Universum" (The Universe and Dr. Einstein) schrieb Lin-
             coln Barnett Folgendes:

                 Zusammen mit absolutem Raum hat Einstein auch das Konzept der absoluten Zeit – als einen unveränderlichen,
                 unhaltbaren universellen Zeit-fluss der aus unendlicher Vergangenheit in unendliche Zukunft läuft – abgelehnt.
                 Ein Großteil der die Relativitätstheorie umgebenden Undurchsichtigkeit rührt daher, dass der Mensch sich

                 sträubt, zu erkennen, dass Zeitempfindung, ebenso wie Farbempfindung, eine Form der Wahrnehmung ist.
                 Ebenso wie der Raum nur eine mögliche Anordnung von materiellen Objekten ist, so ist die Zeit nur eine mögli-
                 che Anordnung von Ereignissen. Die Subjektivität der Zeit, wird am besten durch Einsteins eigene Worte erklärt:
                 "Die Erfahrungen eines Individuums erscheinen uns als eine angeordnete Folge von Geschehnissen. In dieser

                 Folge erscheinen die einzelnen Ereignisse, an die wir uns erinnern, entsprechend den Kriterien "vorher" und
                 "nachher" angeordnet zu sein. Es gibt daher für das Individuum eine Ich-Zeit, oder subjektive Zeit. Diese ist als
                 solche nicht messbar. Ich kann natürlich den Ereignissen Zahlen in der Weise zuordnen, dass die größere Zahl
                 dem früheren Ereignis zugehörig ist, anstatt dem späteren".    42

                 Aus diesen Worten von Einstein können wir ersehen, dass die Idee der vorwärts fließenden Zeit nichts als ein
             bedingter Reflex ist.
                 Einstein selbst wies darauf hin, wie Barnett in seinem Buch zitiert: "Raum und Zeit sind Formen der Intuition,
             die in keiner Weise mehr vom Bewusstsein getrennt werden können als unsere Konzepte von Farben, Form und
             Größe". Entsprechend der allgemeinen Relativitätstheorie
             hat "Zeit keine unabhängige Existenz, anders als die An-

             ordnung der Ereignisse, durch die wir sie messen."       43
                 Da die Zeit aus Wahrnehmungen besteht, hängt sie
             gänzlich vom wahrnehmenden Subjekt ab, und ist somit
             relativ.
                 Die Relativität der Zeit erlebt man sehr deutlich im
             Traum. Obwohl das, was wir im Traum sehen, scheinbar
             Stunden gedauert hat, währte es tatsächlich nur ein paar
             Minuten oder sogar nur ein paar Sekunden.
                 Um die Sache klarer verständlich zu machen, stellen

             wir uns vor, wir verbrächten eine bestimmte Zeit in einem
             speziell vorbereiteten Zimmer, welches nur ein Fenster
             hat. In dem Zimmer mag auch eine Uhr sein, damit wir die
             verbrachte Zeit verfolgen können. Während dieser Zeit
             können wir durch das Fenster beobachten, wie die Sonne
             in bestimmten Abständen auf- und untergeht. Wenn wir
             nach ein paar Tagen gefragt würden, wie lange wir dort

             geweilt haben, würde unsere Antwort auf der Information
             beruhen, die wir aus den Blicken auf die Uhr gewonnen
             haben und aus der Berechnung der Sonnenauf- und Unter-




                                                                                                                          Ad nan Ok tar  91
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