Page 96 - Materie: Ein anderer Name für Illusion
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In einigen anderen Versen wird darauf hingewiesen, dass die Menschen die Zeit unterschiedlich wahrnehmen,

                  und dass sie manchmal eine sehr kurze Zeitspanne als eine sehr lange wahrnehmen können. Das folgende Gespräch
                  zwischen Menschen am Jüngsten Tag ist ein gutes Beispiel dafür:
                       Er wird fragen: "Wie viele Jahre wart ihr auf Erden?" Sie werden sagen: "Wir waren wohl einen Tag oder nur den
                       Teil eines Tages dort. Frag die, welche rechnen können." Er wird sprechen: "Ihr wart nur ganz kurz da, wenn ihr

                       es nur wüsstet." (Sure 23:112, 113, 114 – al-Mu'minun)
                       In einigen Versen wird angedeutet, dass die Zeit in unterschiedlichen Situationen eine unterschiedliche Dauer hat:
                       Und sie werden dich auffordern, die Strafe zu beschleunigen. Aber Allah bricht Sein Versprechen nie. Und

                       siehe, ein Tag bei deinem Herrn ist wie tausend Jahre von denen, mit denen ihr rechnet. (Sure 22:47 – al-
                       Hadsch)
                       Die Engel und der Geist steigen zu Ihm empor während eines Tages, der fünfzigtausend Jahre dauert. (Sure
                       70:4 – al-Ma'aridsch)

                       Er lenkt alle Dinge - vom Himmel bis zur Erde. Zu guter Letzt steigt alles zu Ihm empor an einem Tage, des-
                       sen Maß tausend Jahre von denen sind, die ihr zählt. (Sure 32:5 – al-Sadschda)
                       In diesen Versen kommt die Relativität der Zeit eindeutig zum Ausdruck. Dass der Quran diese Tatsache, wel-
                  che die Wissenschaft erst im 20. Jahrhundert entdeckt hat, schon vor 14 Jahrhunderten enthüllte, zeigt deutlich, dass

                  der Quran von Allah offenbart wurde, der Raum und Zeit umschließt.
                       Die Aussagen in vielen anderen Versen des Quran weisen darauf hin, dass die Zeit eine Wahrnehmung ist. Dies
                  wird speziell in den Erzählungen deutlich. Ein Beispiel ist die Geschichte der "Genossen der Höhle". Dort wird be-
                  richtet, dass Allah einen 300-jährigen Schlaf über eine Gruppe von Gläubigen kommen ließ. Als sie erweckt wurden,
                  dachten diese Leute, dass sie in diesem Zustand nur kurze Zeit verweilt hätten, und konnten sich nicht vorstellen,
                  wie lange sie geschlafen hatten.

                       Da verhüllten Wir ihre Ohren in der Höhle für viele Jahre. Dann weckten Wir sie auf, um wissen zu lassen,
                       wer von den beiden Parteien die Zeitdauer wissen zu lassen... (Sure 18:11-12 – al-Kahf)
                       Und so weckten Wir sie auf, damit sie einander befragten. So fragte einer von ihnen: "Wie lange seid ihr nun
                       hier geblieben?" Sie sprachen: "Wir blieben einen Tag oder den Teil eines Tages" (Andere) sagten: "Euer

                       Herr weiß am besten, wie lange ihr hier gewesen seid..." (Sure 18:11, 12, 19 – al-Kahf)
                       Die im folgenden Vers geschilderte Situation ist ebenfalls ein Hinweis darauf, dass die Zeit in Wirklichkeit eine
                  psychologische Wahrnehmung ist.

                       Oder den, welcher an einer Stadt vorüberging, die wüst in Trümmern lag. Er sprach: "Wie kann Allah dieser nach
                       ihrer Zerstörung wieder Leben verleihen?" Da ließ ihn Allah hundert Jahre gestorben sein. Dann erweckte Er ihn
                       und fragte: "Wie lange warst du abwesend?" Er antwortete: "Ich verweilte einen Tag oder den Teil eines Tages."
                       Er sprach: "Nein, du bliebst hundert Jahre weg! Betrachte deine Speise and deinen Trank: sie sind nicht verdor-
                       ben. Und betrachte deinen Esel! Wir machten dich so zu einem Zeichen für die Menschen. Und betrachte die Kno-

                       chen, wie Wir sie zusammensetzen und alsdann mit Fleisch bekleiden." Und als ihm dies alles klargemacht
                       worden war, sagte er: "Ich weiß (jetzt), dass Allah aller Dinge mächtig ist" (Sure 2:259 – al-Baqara)
                       Der obige Vers macht es nachdrücklich klar, dass Allah, der die Zeit erschaffen hat, ihr nicht untersteht. Der
                  Mensch hingegen unterliegt der Zeit, die Allah ihm bestimmt hat. Wie in den Versen dargestellt, ist der Mensch

                  nicht einmal in der Lage, zu wissen, wie lange er in Zuständen der Bewusstlosigkeit verweilt. Unter diesen Gege-
                  benheiten zu behaupten, dass die Zeit absolut sei (wie die Materialisten es in ihrer gestörten Mentalität tun), wäre
                  sehr unvernünftig.


                       Die Relativität der Zeit erklärt die Realität des Schicksals

                       Wie in Erklärungen über die Relativität der Zeit und in den Versen erwähnt wird, ist die Zeit keine feste Größe,

                  sondern sie ist variabel und hängt von unseren Wahrnehmungen ab. So kann eine Zeitspanne die uns als Millionen
                  von Jahren erscheint, in einer anderen Zeitdimension nur eine Sekunde ausmachen. Beispielsweise ist eine Zeit-
                  spanne, die für uns fünfzigtausend Jahre dauert, für Gabriel und die Engel nur einen Tag lang.
                       Dies ist sehr wichtig, damit der Begriff des Schicksals verstanden werden kann. Das Schicksal ist Allahs voll-
                  ständiges Wissen über alle Geschehnisse der Vergangenheit und der Zukunft. Das heißt, jedes Ereignis, von der






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