Page 104 - In allen das Gute sehen
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IN ALLEM DAS GUTE SEHEN
Die Wirkung von Lamarck
Wie könnten diese "nützlichen Veränderungen" entstehen?
Darwin versuchte, diese Frage mit der damals vorherrschenden
Wissenschaftsmentalität seiner Zeit zu beantworten, indem er
sich auf den französischen Biologen Lamarck stützte. Laut
Lamarck gaben Lebewesen die Charakterzüge, die sie sich
während ihres Lebens angeeignet hatten, von einer Generation
an die nächste weiter, und entwickelten sich auf diese Weise fort.
Zum Beispiel sollen sich Giraffen aus antilopenähnlichen Tieren
entwickelt haben indem sie ihre Hälse von Generation zu
Generation mehr streckten, um höher und höher stehende
Zweige als Nahrung zu erreichen. Darwin bediente sich somit
der von Lamarck vorgelegten These der "Weitergabe von
Charakterzügen" als des Umstandes, der die Lebewesen zur
Evolution bewegt.
Darwin, der von diesem Denkansatz beeinflusst wurde, hat
sich ein noch phantastischeres Beispiel ausgedacht. In "Der
Ursprung der Arten" behauptete Darwin, dass sich Wale evolutiv
aus Bären entwickelt haben sollen, die Schwimmversuche
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gemacht hätten! Die Wissenschaft des 20. Jh. hat gezeigt, dass
dieses Szenario eine Phantasie ist.
Die Vererbungsgesetze des österreichischen Botanikers
Gregor Mendel haben die Behauptungen von Lamarck und
Darwin eindeutig widerlegt. Der zu Beginn des 20. Jahrhunderts
entstandene Wissenschaftszweig der Genetik hat bewiesen, dass
nicht erworbene Fähigkeiten, sondern nur die Gene von einer
Generation auf die Nächste übertragen werden. Auf diese Weise
bleibt die natürliche Selektion völlig "isoliert" und als ein
unwirksamer Mechanismus im Raum stehen.
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