Page 103 - Das Wunder der Ameise
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ernähren, die Sekrete, die durch ihre Haare abgesondert werden, die
Ameisen ablenken. So verringert sich die Angriffsbereitschaft der
Ameisen, und es wird verhindert, dass sie ihre Brut beschützen. 55
Diese "intelligenten" Insekten hinterlassen auch ihre eigenen
Larven im Ameisennest. Die Larven entwickeln sich hier zwischen
Haufen von zerkleinerten Pflanzen. Obgleich sie keine Verteidi-
gungsmechanismen gegen Ameisen haben, werden sie von ihnen
nicht angegriffen. Nach einiger Zeit sind sie fähig, sich gegen die
Ameisen zu wehren und durch geschickte Manöver zu entkom-
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Fliegenlarven, die Ameisen kennen
Im Folgenden werden wir ein weiteres beeindruckendes und
perfektes Beispiel der Schöpfung kennenlernen: Fliegenlarven, die
die Fähigkeit zur Nachahmung haben.
Die Larven von Schwebfliegen (Microdon) überwintern tief inner-
halb des Ameisennestes. Im Frühjahr ziehen sie an die Oberfläche
des Nestes, um sich zu verpuppen. Es wurde beobachtet, dass die
Larven gleich nach dem Schlüpfen verschwinden und man vermu-
tete, dass sie tot seien, bis auf eine einzelne Larve, die an der Außen-
seite eines Ameisenkokons haftete. Die Vergrößerung ergab, dass sie
immer runder wurde, als ob sie Druck ausüben würde, um sich zu
verformen. Plötzlich war sie einfach verschwunden. Die Larve hat-
te mit den Haken an ihrem Mund ein Loch in den Seidenkokon ge-
bohrt, groß genug, um in den Kokon gelangen zu können. Die ver-
schwundenen Larven waren also innerhalb der Kokons, ernährten
sich dort von den Ameisenpuppen und entwickelten sich weiter bis
zu ihrem Raupenstadium. Die Larven der Schwebfliegen falteten
sich in einem späteren Stadium der Länge nach, bis sie von den
Ameisenkokons praktisch nicht mehr zu unterscheiden waren.
Nach dieser Transformation kamen aufgeregte Arbeiterinnen, er-
griffen die Larven und trugen sie in das sichere Nestinnere. 57
Dies ist ein ungewöhnlicher Fall von Nachahmung. Die Ameisen
glauben, dass es sich bei den Fliegenlarven um Ameisenkokons
Harun Yahya 101